„Das Bauhaus ist Euer Ort“

Bauhaus Agenten: noch längst nicht alle Ideen angestoßen

Was passiert, wenn eine jüngere Generation auf Tuchfühlung mit dem Bauhaus geht? Was kann man daraus über die Relevanz des Bauhauses lernen? Maxie Götze, Bauhaus-Agentin in Weimar, im Interview.

Henry Sowinski / Bauhaus Agenten
Vermittlung als Spiel und sinnliche Erfahrung: Auch die farbenfrohen B Cubes im Bauhaus-Museum Weimar sind das Ergebnis der hiesigen Bauhaus Agenten

Frau Götze, was macht eigentlich eine Bauhaus Agentin?

Eine Bauhaus Agentin versteht sich als Sprachrohr der Besucherinnen und Besucher und im Besonderen der Kinder und Jugendlichen in das Museum hinein. Aber auch als Sprachrohr aus dem Museum hinaus, um ein breites Publikum anzusprechen.

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Henry Sowinski / Bauhaus Agenten
Unsere Gesprächspartnerin Maxie Götze zwischen Ihren Co-Agenten aus Weimar: Valerie Stephani und Johannes Siebler

Wie erreicht man diese jüngere Zielgruppe, wie kommt es zum Kontakt?

Wir arbeiten ganz aktiv mit Schulen aus Weimar und Umgebung zusammen. Mitunter sind diese Schulen mit Ideen an uns herangetreten, wie sie das Bauhaus erleben oder auch das Bauhaus-Museum kennenlernen möchten. Wir sind aber auch mit Ideen an die Schulen herangetreten und haben eingeladen, mit uns etwas zu erarbeiten. Das war sehr vielfältig, weil auch die Schulen ganz unterschiedlich sind. Das ging vom Besuch im Unterricht über Workshops bis zu ganzen Projektwochen.

Ist das Bauhaus heute relevant für die Jugendlichen? Wie sind die Reaktionen im Kontakt gewesen?

Es ist immer schön zu sehen, wie offen die Kinder und Jugendlichen sind. An dem Klischee, dass alle denken, das Bauhaus sei ein Baumarkt, ist wirklich nichts dran. Das waren schöne Begegnungen auf Augenhöhe, bei denen wir voneinander gelernt haben. Wir haben vom Bauhaus erzählt und das Museum erklärt, und die Jugendlichen haben die Projekte mit ihrer Herangehensweise, ihren Interessen bereichert. Wir verzeichnen nach wie vor ein großes Interesse am Bauhaus und erleben, dass sie nicht nur das historische Bauhaus wahrnehmen, sondern auch sehen, wo Themen des Bauhauses ins Heute hineinwirken und es aktuelle Anknüpfungspunkte gibt. Und wir haben einen guten Zugang gefunden, der die Jugendlichen gut abgeholt hat: Wir sind vom konkreten Machen zum Wissen gekommen.

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Vom konkreten Machen zum Wissen: die Bauhaus Agenten übersetzen das Prinzip der Werkstatt in die Kunstvermittlung

Wieviel Bauhaus steckt im Agenten-Konzept?

Die offene Zusammenarbeit und die Werkstattarbeit, das ist sehr Bauhaus-like. Gerade die Werkstatt war wichtig. Wir haben früh gemerkt, dass die Jugendlichen gar nicht nur digital arbeiten wollten, was ja naheliegend gewesen wäre. Der Wunsch, klar und oft analog und handwerklich in den Werkstätten zu arbeiten, das ist Bauhaus.

In welchen Momenten ist für Sie besonders greifbar geworden, dass der Bauhaus-Gedanke bei den Schülerinnen und Schülern gezündet hat?

Ich nenne mal ein Beispiel stellvertretend für die vielen spannenden Momente. Mit einer meiner Partnerschulen haben wir über eine ganze Woche zum Thema Bauhaus gearbeitet und am Ende wurden die Ergebnisse dieser Projektwoche im Rahmen eines gemeinsamen Festes vorgestellt. Das dort entstandene Gemeinschaftsgefühl des Erarbeitens, und das alles in einer gemeinsamen Feier zusammenzubringen – das war für mich ein sehr schöner Moment. Zu sehen, wie sehr das alle genossen haben. Wieviel Freude nicht nur die Jugendlichen, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer hatten. Die Feier war ja auch ein Element der historischen Bauhaus-Kultur, und das kann wichtige Impulse setzen für das gemeinsame Leben an der Schule. Dieser Geist, der ist sehr lebendig geworden.

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Jugendliche möchten gar nicht nur digital arbeiten – nur die Ergebnisse werden traditionell via Smartphone geteilt

Ist das Agenten-Programm mit seinem Werkstattcharakter auch ein bisschen Pilot-Projekt für die Arbeit mit Jugendlichen?

Das wäre auf jeden Fall wünschenswert. Und die Rückmeldungen, die wir aus den Schulen bekommen, von den Lehrerinnen und Lehrern wie auch von den Jugendlichen, sagen genau das. Gerade über die Werkstatt- und die praktische Arbeit lassen sich ganz andere Zugänge finden, Themen zu vermitteln.

Nun liegen drei intensive Jahre der Bauhaus-Vermittlung hinter Ihnen, wie geht weiter mit den Bauhaus-Agenten?

Das Jubiläumsjahr war ja tatsächlich ein Ausnahmejahr. Und jetzt ist es spannend, wie es gerade für die Häuser weitergeht. Die Agenten sind noch bis Ende des Schuljahres im Einsatz mit unseren Partnerschulen. Wir gehen auch noch mal mit den Jugendlichen durch die Museen und schauen, was sie besonders gelungen finden oder wo sie noch Ideen haben. Natürlich werden wir im Bauhaus-Geist auch eine große Abschlussfeier halten. Und auch darüber hinaus sind die Themen noch längst nicht erschöpft. Wir haben als Agenten noch längst nicht alle Ideen angestoßen, die wir haben. Und vor allem wollen wir, dass die Jugendlichen und die Schulen wissen: Das Bauhaus, das Museum, das ist Euer Ort. Und wir wollen auch zukünftig wissen, wie sie diesen erleben und erkunden möchten.

Outro

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Videoporträt zur Arbeit der Weimarer Bauhaus Agenten

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