Richard Paulick

1928–1930 Büroleiter im privaten Baubüro Gropius

Porträt Richard Paulick, Foto: unbekannt, um 1931.
Porträt Richard Paulick, Foto: unbekannt, um 1931. © Privatarchiv Gabriele Paulick.
  • Geboren 7.11.1903 Roßlau (Elbe), Herzogtum Anhalt (Deutsches Reich) | Deutschland
  • Verstorben 4.3.1979 Berlin, DDR | Deutschland


  • Tätigkeiten Architekt, Stadtplaner

Nach dem in Dessau abgelegten Abitur zog es Richard Paulick 1923 zum Architekturstudium an die Technische Hochschule in Dresden. Die erworbenen theoretischen Kenntnisse erweiterte der engagierte Student in den Semesterferien mit einer Maurerlehre in Dessau und Coswig. Ab 1925 war Paulick als „Stadtbilderklärer und Landschaftsführer“ in Dessau angestellt. In dieser Funktion knüpfte er erste persönliche, später intensivierte Kontakte zu den gerade in der Stadt angekommenen Bauhäuslern. Während einer sechsmonatigen Anstellung als freier Mitarbeiter im Baubüro von Walter Gropius entwickelte Paulick eine besonders enge Beziehung zu Georg Muche und Marcel Breuer. Gemeinsam mit ihnen suchte er nach Lösungen in Fragen des Wohnungs- und Städtebaus. In diesem Zusammenhang entstand unter anderem das „Metall-Typenhaus“ (1926–1927), das Muche und Paulick gemeinsam geplant hatten.
Parallel zu seinen Aktivitäten am Bauhaus setzte Paulick von August 1925 bis Juni 1927 sein Architekturstudium bei Hans Poelzig an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg fort. Unmittelbar nach dem Abschlussexamen erfolgte seine Wiedereinstellung in das private Bauatelier von Gropius, der ihn in die Arbeiten zum Dessauer Arbeitsamt und zur zweiten Bauphase der Siedlung Dessau-Törten einband. Nachdem Gropius Dessau und das Bauhaus im Frühjahr 1928 verlassen hatte, agierte Paulick als sein Büroleiter vor Ort und schloss die laufenden Projekte ab. Im Juni 1929 folgte der junge Architekt Gropius nach Berlin, wo er bis zur Eröffnung eines eigenen Büros im Sommer 1930 für ihn arbeitete.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten emigrierte Paulick nach China, wo er sich bis 1949 aufhielt. Im Exil wirkte er von 1933 bis 1937 für die Firma The Modern Home in Shanghai. 1937 gründete Paulick mit seinem Bruder das Unternehmen Modern Homes, das ebenfalls in Shanghai ansässig war. 1942 folgte die Gründung der Firma Paulick and Paulick, Architect and Civil Engineers sowie eine Berufung an die örtliche Universität. Paulick leitete 1945 das Stadtplanungsamt der Metropole und hatte ab 1946 die Position des obersten Bauberaters der Allchinesischen Eisenbahn inne.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1950 machte Paulick schnell Karriere im Institut für Bauwesen an der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin bzw. als Mitglied der Deutschen Bauakademie in Berlin, deren Vizepräsident er von 1955 bis 1965 war. Zu seinen herausragenden Projekten zählen der Abschnitt C der Stalinallee (1952–1953) und die Entwürfe zum Wiederaufbau der Deutschen Staatsoper (1951–1955). Vor allem Paulicks Tätigkeit als Chefarchitekt der „sozialistischen Städte“ Hoyerswerda (1958–1960), Schwedt an der Oder (1962–1965) und Halle-Neustadt (1963–1968) war von nachhaltiger Wirkung.
Paulicks Leistungen als Architekt und Städteplaner wurden 1951 mit der Verleihung des Goethepreises der Stadt Berlin, des Nationalpreises I. Klasse (1952) und des Nationalpreises für den Aufbau der Deutschen Staatsoper Berlin (1956) gewürdigt.

  1. Literatur:
  2. Adalbert Behr: Richard Paulick, in: Adalbert Behr (1990): Große Baumeister (2). Hinrich Brunsberg, Elias Holl, Leonhard Christoph Sturm, Leo von Klenze, Gotthilf Ludwig Möckel, Ludwig Hoffmann, Richard Paulick, Berlin.
    Jens Ebert (2004): Richard Paulick. Architekt und Städtebauer zwischen Bauhausideal und realem Sozialismus, Dessau.
    Wolfgang Thöner, Peter Müller (2006): Bauhaus-Tradition und DDR-Moderne. Der Architekt Richard Paulick, München/Berlin.
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