Ida Kerkovius

1920–1923 Studierende am Bauhaus

Ida Kerkovius in ihrem Stuttgarter Atelier, Foto: Erich Braunsperger, 1959, dpa-Bildarchiv.
Ida Kerkovius in ihrem Stuttgarter Atelier, Foto: Erich Braunsperger, 1959, dpa-Bildarchiv. © Nachlass Erich Braunsperger.
  • Geboren 31.8.1879 Riga, Russisches Kaiserreich | Lettland
  • Verstorben 8.6.1970 Stuttgart, BRD | Deutschland

  • Spitzname Kerko

  • Tätigkeiten Malerin, Weberin

Ida Kerkovius wurde am 31. August 1879 als eines von zwölf Kindern einer wohlhabenden deutschen Familie in Riga geboren. Aus gutem Hause, besuchte sie die Töchterschule und wurde in Klavier und Gesang unterrichtet. Ihrem Wunsch Künstlerin zu werden, gaben die Eltern nach und schickten sie im Anschluss auf eine private Rigaer Malschule, wo sie eine Grundausbildung erhielt. Bei ihrem Besuch des Rigaer Kunstsalons im Jahr 1901 – eine Ausstellung deutschbaltischer Künstlerinnen – begeisterten Kerkovius die Werke der Malerin und Adolf Hölzel Schülerin Martha Hellmann. Nach einer Italienreise wenige Monate später besuchte Ida Kerkovius Hölzel in Dachau und ging bei ihm ebenfalls in die Lehre. Nach fünf prägenden Monaten – die junge Frau erkannte bei Hölzel, dass die Malerei ein autonomes Ausdrucksmittel sei und dass sich das Bild von der Farbe her aufbauen müsse – wurde sie von den Eltern zurück nach Hause gerufen. Ihr Weg führte sie erst fünf Jahre später wieder nach Deutschland. Nach einem kurzen Aufenthalt im Privatatelier von Adolf Mayer zog es Kerkovius zurück zu Hölzel, der zu diesem Zeitpunkt bereits in Stuttgart an der Königlich Württembergischen Akademie der Bildenden Künste eine Professur angetreten hatte. Als Meisterschülerin wurde Kerkovius 1911 seine Assistentin und unterrichtete selbst die Hölzel-Lehre in einem Meisteratelier der Akademie. Unter ihren Schülern befand sich auch der junge Johannes Itten, der später – während ihrer Zeit am Weimarer Bauhaus – ihr Lehrer werden sollte. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges durfte Kerkovius als zu diesem Zeitpunkt noch russische Staatsbürgerin nicht mehr an der Akademie unterrichten; sie unterrichtete ausländische Studenten in ihrem privaten Atelier, denen ein Studium verweigert wurde.
1920 entschloss sich Kerkovius sich am Bauhaus in Weimar zu immatrikulieren, wo sie bis 1923 während der Wintersemester studierte. In den Kursen von Johannes Itten, Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky entwickelte sie ihre Malerei weiter. Mit kräftigen Farben verfolgte sie die Auflösung der gegenständlichen Malerei. Nach Abschluss des Vorkurses wechselte Kerkovius – wie die meisten Frauen am Bauhaus – in die Weberei. Sie zeigte hier eine große Begabung, webte Teppiche für Walter Gropius und Paul Klee, die ihre Arbeiten verehrten. Sie sah in ihrem Talent eine Möglichkeit zukünftig ein finanzielles Auskommen zu haben. 1924 kehrte die Malerin und Weberin nach Stuttgart zurück; hier unterrichtete und webte sie. Zwischen 1934 und 1939 reiste Kerkovius nach Norwegen, Belgien, Frankreich, Bulgarien und Italien; dazwischen besuchte sie ihre Heimat. Während der Zeit der politischen Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verdiente Kerkovius ihr Auskommen tatsächlich primär mit ihren Webarbeiten. Ihre enge Freundin Hanna Bekker vom Rath – sie war zunächst bei Kerkovius in die Lehre gegangen, wurde dann aber Kunsthändlerin – handelte heimlich mit Kerkovius’ Kunst während der Zeit, in der ihre Malerei als entartet galt. 1944 wurde ihr Stuttgarter Atelier ausgebombt, weswegen heute aus den Jahren vor dem Bombenangriff kaum noch Werke von Kerkovius existieren. 1950 wurde Ida Kerkovius Mitglied des Deutschen Künstlerbundes. Zwischen 1950 und 1965 reiste sie häufig – 1952 und 1954 nach Ischia, 1954 in die Bretagne, 1956 nach Südfrankreich und 1965 zum Gardasee. 1954 wurde Kerkovius das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse verliehen. Im selben Jahr wurde sie Ehrenmitglied der Künstlergilde, Esslingen/Neckar. 1955 erhielt sie den ersten Preis der Ausstellung „Ischia im Bilde deutscher Maler“. 1958 wurde Kerkovius Professorin und gab bis ins hohe Alter Unterricht. 1962 wurde sie Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart, ein Jahr darauf Ehrenvorstandsmitglied des Deutschen Künstlerbundes. Am 7. Juni 1970 starb Ida Kerkovius in Stuttgart. [AG 2015]

  1. Literatur:
  2. · Rudolf Bayer: Vita zu Ida Kerkovius, Galerie Bayer, http://www.galerie-bayer-bietigheim.de/index.htm?/kuenstler/kerkovius/index.htm, 9.6.2016.
    · Adrienne Braun (2002): Die späte Schülerin. Serie: Frauen am Bauhaus, in: ART. Das Kunstmagazin, Heft 11, S. 60–66.
    · Annette Bußmann: Ida Kerkovius, Biographie bei Fembio, http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/ida-kerkovius/, 9.6.2016.
    · Anne-Kathrin Herber (2009): Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert. Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berücksichtigung der süddeutschen Kunstakademien, Dissertation, Heidelberg.
    · Stadt Stuttgart: Ida Kerkovius", http://www.stuttgart.de/item/show/33860, 9.6.2016.
    · Ingrid Radewaldt (2009): Ida Kerkovius, in: Müller, Ulrike (Hg.): Bauhaus-Frauen. Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design, München, S. 28–33.
Zum Seitenanfang