Migration des Materials
Triennale der Moderne
Unter der Schirmherrschaft des israelischen Botschafters findet im Oktober 2019 die dritte Triennale der Moderne statt. Im Jubiläumsjahr steht das Event an den drei historischen Bauhaus-Orten unter einem besonderen Vorzeichen. Während Weimar und Berlin Vision und Welterbe der Schule zum Schwerpunkt haben, schaut Dessau auf den Themenkomplex Architektur und Material – auch im Hinblick auf die Weiße Stadt in Tel Aviv.
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Ausgehend von den UNESCO-Welterbestätten der Moderne in Weimar, Dessau und Berlin rückt die Triennale der Moderne alle drei Jahre die Architektur der Moderne mit besonderen Aktionen ins Licht der Öffentlichkeit. Langfristig wird ein internationales Netzwerk der zum Welterbe erklärten Bauten der Moderne etabliert. Wolfgang Holler, Generaldirektor Museen der Klassik Stiftung Weimar, ist für die Umsetzung der Triennale im kommenden Jahr verantwortlich: „Diese dritte ‚Triennale der Moderne‘ war von Anfang an Teil des Drehbuchs für das große Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019“, so Holler.
Die Vielfalt an Veranstaltungen ist für ihn ein idealer Anlass, die drei historischen Bauhaus-Stätten und weitere UNESCO-Welterbestätten zur Architektur der Moderne neu zu entdecken: „Allein in Weimar werden 15 Formate – von Ausstellungen, Lesungen, Open-Air-Kinos, Konzerten bis hin zu Fachkonferenzen – angeboten“. Im Jubiläumsjahr arbeiten die Bauhaus Kooperation und zahlreiche, der Moderne verpflichtete Partner, dazu eng mit den Welterbestätten der Moderne in Tel Avivs Weißer Stadt zusammen. Jeremy Issacharoff, der Botschafter des Staates Israel in der Bundesrepublik Deutschland, übernimmt die Schirmherrschaft des Projekts.
Botschafter Jeremy Issacharoff fasst den historischen Kontext, in dem das Bauhaus Israel erreichte, wie folgt zusammen: „Die Bauhaus-Bewegung war mehr als nur die Einflussnahme auf Kunst und Handwerk, sondern auch die Erweiterung von menschlichen Perspektiven: Diese Eigenschaft war eine Tatsache, die von den Nazis nicht toleriert werden konnte und die die erste Generation des Bauhauses zur Flucht aus Deutschland zwang. Diese Verfolgung führte dazu, dass Tel Aviv nicht nur die größte Anzahl an Bauhaus-Bauten aufweisen kann, sondern auch eine starke Einflussnahme der Bauhaus-Idee auf Israel über all die Jahre seiner Existenz hinweg.“
Ebenfalls in Kooperation mit Israel entstand das Projekt „The Matter of Data. Auf den Spuren der Bauhaus-Moderne“, das durch Ines Weizman von der Bauhaus-Universität Weimar kuratiert und mit einer jungen Forschergeneration für das neue Bauhaus-Museum Weimar erarbeitet wird. Diese Ausstellung des Centre for Documentary Architecture (CDA) stellt aktuelle Methoden der Forschung und Recherche vor, um den international oft verwendeten Begriff der „Bauhaus-Moderne“ anhand von Architekturen in Deutschland und im heutigen Israel zu untersuchen. „The Matter of Data“ basiert auf einer Kooperation zwischen dem CDA, der Bauhaus-Universität Weimar und dem Liebling Haus - The White City Center. Als Schlüsselstelle fungiert das 1936 von Dov Karmi entworfene Gebäude, dessen eigene Entstehungs- und Baugeschichte eng mit der Geschichte seiner Bewohner verknüpft ist, die nach Palästina einwanderten.
Über diesen thematischen Schwerpunkt hinaus widmet sich die Triennale der Moderne 2019 vor allem dem baukulturellen Erbe in den drei beteiligten Städten. Dieses wird über Führungen, Aktionen, Konzerte und Feste auf vielfältige und erfrischende Weise erlebbar gemacht.
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Doch nicht nur die „Triennale der Moderne“ widmet sich der außergewöhnlichen Beziehung Israel-Bauhaus. In Zusammenarbeit mit dem Liebling Haus - The White City Center fördert der „Fonds Bauhaus heute“ der Kulturstiftung des Bundes die Ausstellung „Transferumbau“. Zentrum der Schau ist das Ha‘avara („Transfer“)-Abkommen, das zwischen dem Deutschen Reich und den Zionisten von 1933 bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs bestand. Im Rahmen dieser Verträge migrierten 50.000 Juden von Deutschland nach Israel, zusammen mit Waren im Wert von mehreren Millionen Deutschen Reichsmark. Der Materialtransfer nach Palästina hat in den 1930er Jahren einen Bauboom ausgelöst, aus dem unter anderem die Weiße Stadt in Tel Aviv hervorging.
„Transferumbau“ ist das Ergebnis eines kritischen künstlerischen sowie politischen Forschungsprojekts, in dem das historische Abkommen unter Aspekten der Materialforschung beleuchtet wird. Dafür arbeiten vier Künstler zusammen, die sich diesem Thema unter anderem über Fotografie, Skulptur, Theater und Performance nähern. Die Schau bietet Einblicke in die Geschichte der weltberühmten Architektur der Moderne und ihrer Materialien in Tel Aviv. Sie wird 2019 parallel im Liebling Haus - The White City Center und in Deutschland gezeigt. Geplante Stationen sind die Synagoge an der Reichenbachstraße in München (erbaut 1931 von Gustav Meyerstein) und das Bauhaus in Dessau.
[CG 2018]