Michiko Yamawaki

1930–1932 Studierende am Bauhaus

  • Geboren 13.7.1910 Tokio, Japan
  • Verstorben 2000 Tokio, Japan


  • Tätigkeit Textilkünstlerin

Michiko Yamawaki wurde am 13. Juli 1910 als älteste Tochter einer wohlhabenden Tokioer Familie mit starkem Bezug zur japanischen traditionellen Teekultur geboren. Ab 1928 besuchte sie die Pädagogische Hochschule für Frauen in Tokio (heute: Ochanomizu Joshi Daigaku) und im selben Jahr wurde ihre Hochzeit mit dem zwölf Jahre älteren Architekten Iwao Fujita arrangiert. Michiko war nach dem Tod ihres Onkels Vorstand der Familie geworden und aus diesem Grund musste Iwao den Familiennamen Yamawaki annehmen. Er willigte ein, forderte aber im Gegenzug die finanzielle Unterstützung für ein Studium am Bauhaus in Dessau. 1930 reiste das Ehepaar per Schiff nach Deutschland und nahm das Studium zum Wintersemester auf. Obwohl Michiko, wie sie später in ihrer Autobiografie schrieb, kein Interesse an Design hatte, bevor sie Iwao traf, belegte auch sie den Vorkurs und studierte danach in der Textilwerkstatt bei Gunta Stölzl und Otti Berger. Es muss ihr mit ihren nur rudimentären Deutschkenntnissen schwergefallen sein, dem Unterricht zu folgen. Sie schreibt aber, dass sowohl Josef Albers als auch Wassily Kandinsky sich nach den Vorlesungen Zeit nahmen, ihr und ihrem Ehemann den Stoff auf Englisch zu erklären. Albers soll besonders zuvorkommen gewesen sein, seine Erscheinung erinnere sie an jemanden, der eine Chanoyu (Teezeremonie) durchführe.
Mit der Schließung des Bauhauses in Dessau endete für das Ehepaar Yamawaki auch das Studium. Michiko hatte familiäre Verpflichtungen in Japan und so entschieden sie sich gegen die Weiterführung des Studiums in Berlin unter Mies van der Rohe und kehrten 1933 ohne Abschluss nach Japan zurück. Michiko arbeitete als Textilgestalterin, verfasste zahlreiche Zeitungsartikel und hielt Vorträge und Seminare, die die Lehrmethoden des Bauhauses bekannt machten. Aus Dessau hatten sie zahlreiche Bauhaus-Objekte, Bücher und sogar Möbel mitgebracht, die in ihrer mondänen Wohnung im Tokioer Ginza Viertel, die schnell zu einem wichtigen Treffpunkt wurde, eine Bauhaus-Atmosphäre kreierte. Ein häufiger Gast war Kawakita Renshichirō, Gründer des sogenannten japanischen Bauhauses, Shinkenchiku Kōgei Gakui (Schule für neue Architektur und Gestaltung, Tokio), der das Ehepaar einlud, an seiner Schule zu unterrichten. 1934 übernahm Michiko die Leitung der Webereiklasse, gab die Tätigkeit aber bald wieder auf, da sie ein Kind erwartete. Ebenso wie das Bauhaus hatte Kawakita Renshichirōs Schule nur eine kurze Lebensdauer: Das Bildungsministerium verweigerte eine Genehmigung und so musste die Schule im Zuge des aufkommenden Nationalismus und Militarismus 1936 geschlossen werden.
Ab 1960 unterrichtete Michiko Moderne Gestaltung an der Showa Women’s University in Tokio. 1995 erschien ihre Autobiografie Bauhausu to chanoyu (Das Bauhaus und die Teezeremonie), in der sie ihre Erinnerungen an das Bauhaus veröffentlichte und mit einer der traditionellen Künste Japans verglich – der Teezeremonie.
Michiko Yamawaki starb im Jahr 2000 in Tokio. [IS 2021]

  1. Literatur:
  2. ∙ Helena Čapková (2018): The Bauhaus and the Tea Ceremony, http://www.bauhaus-imaginista.org/articles/1605/the-bauhaus-and-the-tea-ceremony, 24.3.2021.
    ∙ Patrick Rössler (2019): Bauhaus Mädels. A Tribute to Pioneering Women Artists, Köln, S. 443.
    ∙ Mariko Takagi (2019): „Der Schlag gegen das Bauhaus“. Eine Collage, die zu einem Symbol der Schließung des Bauhauses wurde, http://www.bauhaus-imaginista.org/articles/4762/the-attack-on-the-bauhaus/de, 24.3.2021.
    ∙ Michiko Yamawaki (1995): Bauhausu to chanoyu, hg. von Kawahata Naomichi, Shinchōsha Tokio.
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