Grete Stern

1930 / 1932–1933 Studierende am Bauhaus

Selbstporträt, Foto: Grete Stern, 1935, Neuvergrößerung 1958.
Selbstporträt, Foto: Grete Stern, 1935, Neuvergrößerung 1958. © Bauhaus-Archiv Berlin / Estate Grete Stern, Courtesy Galería Jorge Mara – La Ruche.
  • Geboren 9.5.1904 Wuppertal-Elberfeld, Provinz Rheinland (Deutsches Reich) | Deutschland
  • Verstorben 24.12.1999 Buenos Aires, Argentinien

  • Name nach Heirat Grete Copolla
  • Spitzname Ringl

  • Ehe mit Horacio Coppola (∞1935)
  • Kinder Silvia Coppola (*1936)
    Andrés Coppola (*1940)

  • Tätigkeiten Fotografin, Grafikerin

Grete Stern kam durch Walter Peterhans’ Berufung ans Bauhaus 1929 ein Jahr darauf mit ihm an die Dessauer Schule. Nach ihrer Lehre zur Grafikerin und Typografin an der Kunstgewerbeschule Weißenhof in Stuttgart (1924–1927) hatte sie eine Ausstellung mit Bildern von Paul Outerbridge und Edward Weston – schon damals weltweit bekannte Fotografen mit modernen Sichtweisen – gesehen. Schnell stellte sich für Stern die Frage „Wo kann ich das lernen?“ Ihr Bruder kannte den Berliner Pressefotografen und ehemaligen Bauhausschüler Umbo (Otto Umbehr), der schickte sie wiederum zu Walter Peterhans, bei dem Stern von nun an als Privatschülerin lernte. 1928 kam eine weitere Schülerin, Ellen Rosenberg (später verh. Auerbach), hinzu. Mit ihr gründete Stern nach der Lehrzeit das gemeinsame Foto- und Werbestudio ringl+pit, wofür sie Peterhans seine gesamte Dunkelkammerausrüstung abkaufte und in ihrer Wohnung installierte. Bis 1933, als Stern nach London emigrierte, arbeiteten sie als erfolgreiches Duo in der Berliner Werbebranche und machten sich mit ihren ironischen Fotomontagen, die oft traditionelle Frauenbilder in Frage stellten, schnell in der Werbe- und Künstlerszene einen Namen.
Von Peterhans, sollte Stern später schreiben, sei das Wichtigste gewesen „... das fotografische Sehen zu lernen: Von wo aus mache ich die Aufnahme? die Beleuchtung bestimmen – / was soll scharf, was soll unscharf sein – / welchen Ausschnitt erwähle ich?“ Noch heute sind ihre Aufzeichnungen aus der Fotoklasse am Bauhaus im Bauhaus-Archiv Berlin erhalten, in denen sie verschiedene Theorien zur Berechnungen von Lichtintensität und Schichtkonstante festhielt und Mischverhältnisse für Entwickler- und Fixierbad notierte – eine Mischung aus Mathematikheft und Chemie-Kochbuch.
Nachdem Stern ab 1933 sich für drei Jahr in London als Porträtfotografin etabliert hatte, emigrierte sie mit ihrem ersten Ehemann, dem Fotografen Horacio Coppola in dessen Heimat Argentinien. Ein Angebot der befreundeten Redakteurin Victoria Ocampo, in den Redaktionsräumen des Magazins „Sur“ eine Fotoausstellung zu initiieren, hatte einen unwiderstehlichen Ansporn auf die beiden ausgeübt. Diese gemeinsame Ausstellung ihrer Fotografien ging als erste öffentliche Ausstellung moderner Fotografie in Argentinien in die Geschichte ein.
Für die Zeitschrift „Idilio“ fertigte Grete Stern in den 1950er-Jahren eine Serie von Fotomontagen mit dem Titel „Sueños“ (Träume) an. Sie begleiteten psychoanalytische Texte, die vor allem von einem weiblichen Publikum mit Begeisterung gelesen wurden. Sterns Fotomontagen wurden auch dann noch immer stark beeinflusst von ihrer gemeinsamen Arbeit mit Ellen Auerbach im gemeinsamen Werbeatelier ringl+pit: Ironisierende Darstellungen weiblicher Rollenbilder waren nach wie vor zentrales Thema ihrer Werke.
Grete Stern wurde wie Horacio Coppola zu einer der bekanntesten und bedeutendsten Fotografinnen des Landes. In den 1960er-Jahren dokumentierte sie schließlich erstmalig fotografisch Lebensformen, Gesichter und sozio-kulturelle Probleme der Indianer im Gran Chaco. Ihre Fotografien zeugen von einer „außerordentlichen Intensität der Identifikation Grete Sterns mit (...) dem Vis-à-vis.“ Sie starb am 24. Dezember 1999 in Buenos Aires. [AG 2015]

  1. Literatur:
  2. · Magdalena Faillace, Richard Haas (2010): Grete Stern. de la Bauhaus al Gran Chaco / vom Bauhaus zum Gran Chaco. Fotorreportaje de aborígenes del norte argentino (1958–1964) / Fotoreportagen im Norden Argentiniens (1958–64), Buenos Aires.
    · Luis Priamo, Silvia Coppola (1995): grete stern. Obra fotgráfica en la Argentina, Buenos Aires.
    · Hans-Maria Wingler: Über Grete Stern, 4-seitiges Typoskript, Bauhaus-Archiv Berlin.
    · Grete Stern (1989): Grete Stern – Fotografische Ausbildung und Tätigkeit, Bauhaus-Archiv Berlin.
    · Grete Stern (1930): Aufzeichnungen aus dem Unterricht bei Walter Peterhans, Dessau um 1930, Bauhaus-Archiv Berlin.
    · Mercedes Valdivieso (2012): Von Berlin nach Amerika. Die Fotografinnen Grete Stern und Ellen Auerbach im Exil, in: Inge Hansen-Schaberg et al. (Hg.): Entfernt: Frauen des Bauhauses während der NS-Zeit – Verfolgung und Exil, Bd. 5 der Serie „Frauen und Exil“, München, S. 212–229.

Grete Stern

Bauhaus Dessau: Studierende

Schwerpunkt: Immatrikulationsnr. 585

Bauhaus Dessau: Studierende

Zeitraum: 10.1931–9.1932
Schwerpunkt: Fotowerkstatt

Bauhaus Berlin: Studierende

Zeitraum: 10.1932–3.1933
Schwerpunkt: Fotowerkstatt

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