Lore Leudesdorff-Engstfeld

1921–1923 Studierende am Bauhaus

  • Geboren 16.8.1902
  • Verstorben 26.8.1986 Berlin, BRD | Deutschland

  • Geburtsname Lore Leudesdorff

  • Lebenspartnerin von Walther Ruttmann
  • Ehe mit Fritz Ribbentrop (*1939)

  • Tätigkeit Textilkünstlerin

Lore Leudesdorff wurde am 16. August 1902 geboren. 1921 bewarb sie sich vergeblich an der Technischen Hochschule Darmstadt. Am Staatlichen Bauhaus Weimar wurde sie aufgenommen und studierte dort ab dem Wintersemester 1921 zunächst im Vorkurs bei Paul Klee und Johannes Itten und schließlich bis 1923 in der Weberei bei Georg Muche. Sie schloss ihr Studium am Bauhaus nicht ab.
Ab 1925 war sie die Assistentin und bis 1927 zugleich Lebenspartnerin von Walther Ruttmann, einem Kameramann, Regisseur und Vorreiter des abstrakten Experimentalfilms. Sie wirkte an mehreren Filmen als Regieassistentin mit, u.a. an den experimentellen Kurzfilmen „Opus III“ und „Opus IV“ sowie an etwa 10 halbabstrakten Werbefilmen für Julius Pinschewer. Weiter arbeitete sie am sogenannten „Wolkenhintergrundsfilm“ mit, einer abstrakten Animation für Erwin Piscators „Traumspiel“-Inszenierung in Berlin, sowie als Produktionsdesignerin an Lotte Reiningers Animationsfilm „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Nach ihrer Trennung von Ruttmann war sie kurz mit Jorge Fulda, Besitzer eines Berliner Fotostudios, liiert. Aus dieser Beziehung ging 1928 ihr Sohn René hervor. Kurz darauf heiratete sie den Stoffgroßhändler Martin Wiener. Die Ehe hielt nur vier Jahre.
Von 1932 bis 1943 betrieb Leudesdorff ihr eigenes Studio in Berlin-Schöneberg für Textildruckentwürfe. Ihre Designs für in Serienproduktion für den Massenbedarf gefertigte Textilien waren sehr gefragt und sie erhielt Aufträge für die Textilindustrie im In- und Ausland. Leider sind ihre Entwürfe aus dieser Zeit, die nicht mehr viel mit der Formsprache des Bauhaus gemein hatten, im Krieg verloren gegangen.
1939 heiratete sie den Ingenieur Fritz Ribbentrop. Ab 1941 war sie halbtags bei der Berliner Buchhandlung Gsellius und gleichzeitig als DRK-Schwesternhelferin in Berliner Lazaretten tätig. 1943 siedelte sie nach Falkenstein im Vogtland über und kehrt erst nach Kriegsende 1946 nach Berlin zurück, wo sie ab 1948 wieder als Textildesignerin arbeitete.
Leudesdorff, deren Augen 1926 von Umbo in einer Fotografie für die Ewigkeit festgehalten wurden, erblindete 1949 in Folge einer Aderhautentzündung, die sie sich 1943 in einem wegen Scharlach unter Quarantäne gestellten Lazarett zugezogen hatte. Sie musste ihre Arbeit als Designerin einstellen, ihr Leben umstellen, ging aber weiterhin freien künstlerischen Tätigkeiten nach. Zunächst konzentrierte sie sich auf die schon am Bauhaus erlernte Kaltnadelradierung, aber wie sie Gropius in einem Brief im Jahr 1960 schrieb, wagte sie sich auch an das Dreidimensionale heran und fertigte u.a. zwei Bronzeplatten für das Berliner Kriegskrankenhaus an.
Lore Leudesdorff verstarb am 26. August 1986 in Berlin (West). [IS 2022]

  1. Literatur:
  2. · Droste, Margarete im Auftrag des Bauhaus-Archiv (Hg.) (1987): Gunta Stölzl, Weberei am Bauhaus und aus eigener Werkstatt, Berlin, S. 164.
    · Rössler, Patrick; Elizabeth Otto (2019): Frauen am Bauhaus, München, S. 50–51.
    · Rössler, Patrick (2019): Bauhaus Mädels. A Tribute to Pioneering Women Artists, Köln, S. 209–210.
    · „Leudesdorff-Engstfeld, Lore“ aus der Datenbank der Forschungsstelle für Biografien ehemaliger Bauhaus-Angehöriger (BeBA), https://bauhaus.community/person/901, 21.6.2022.
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