Stahlhaus
Das Stahlhaus ist ein bemerkenswertes Zeugnis des am historischen Bauhaus herrschenden Innovationsgedankens: Mit seiner Erbauung 1926–27 testeten der der Maler Georg Muche und Architekturstudent Richard Paulick den Einsatz von Stahl im Wohnungsbau. Dabei setzten sie auf eine radikal moderne Formensprache.
In den 1920ern entstanden im Zuge des Neuen Bauens verschiedene Musterhäuser, anhand derer neue Materialien und Bauweisen getestet wurden. Auch die Versuchssiedlung Dessau-Törten von Walter Gropius zählt dazu. An ihrem Eingang stellte Walter Gropius den Bauhäuslern Paulick und Muche ein Grundstück zur Verfügung, auf dem sie ihr Stahlhaus errichten konnten. Sie wollten damit einen Prototypen für die kostengünstige und schnelle Serienproduktion erstellen. Ursprünglich sollte das 90 Quadratmeter Grundfläche umfassende Gebäude zudem als „wachsendes Haus“ nachträglich erweiterbar sein. Die Umsetzung dieser Idee war allerdings mit den damals am Markt verfügbaren Stahlbausystemen nicht möglich.
Realisiert werden konnte aber eine völlig neue, radikal moderne Formensprache. Paulick und Muche waren nicht die ersten, die ein Stahlhaus entwickelt hatten. Neu war aber das Erscheinungsbild, das völlig auf traditionelle Elemente wie Giebel oder Satteldach verzichtete. Das Stahlhaus wird aus zwei unterschiedlich hohen, ineinandergeschobenen Kuben gebildet. Im Innern ergeben sich dadurch unterschiedliche Raumhöhen: Während sich Wohn- und Schlafzimmer im höheren Kubus befinden, sind die übrigen Räume im niedrigeren Volumen untergebracht. Der einfache Ausdruck des schlichten grauen Hauses sollte bewusst auf die industrielle Fertigung verweisen.
Zur Serienproduktion des Stahlhauses kam es nicht. Zwar gab es Pläne für weitere Stahlhäuser in Dessau-Törten, aufgrund der Mängel der Konstruktion – im Sommer wurde es im Haus zu heiß, im Winter zu kalt, es zeigten sich Feuchte und Korrosion – wurden jedoch keine weiteren gebaut.
Das Stahlhaus war noch bis in die 1990er-Jahre bewohnt und von seinen Bewohnern teilweise baulich verändert. 1993 erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung, die den Originalzustand weitestgehend wiederherstellte. Heute kann das Stahlhaus im Rahmen von Führungen zur Siedlung Dessau-Törten besichtigt werden. [KS]
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Förderformel
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Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Stadt Dessau-Roßlau.