Schreibtisch, ADGB Bundesschule Bernau

Wera Meyer-Waldeck, 1930

Wera Meyer-Waldeck war eine der wenigen Frauen, die sich am Bauhaus mit Architektur beschäftigten. Im Büro von Hannes Meyer und Hans Wittwer in Berlin arbeitete sie an den Planungen zur Bundesschule des ADGB in Bernau mit und entwarf einen Großteil der Möblierung und des Innenausbaus der Schule.

Bauhaus-Archiv Berlin / © Dr. Helga Arnold (Waldeck) / VG Bild-Kunst, Bonn 2016 (Brandt) / unbekannt (Thonet)
Modell Schreibtisch, Arbeitsplatz im Wohn-und Arbeitszimmer der Kursteilnehmer der ADGB-Bundesschule, Bernau, Schreibtisch: Wera Meyer-Waldeck / Tischleuchte: Marianne Brandt / Stuhl: Thonet / Foto: unbekannt, 1930.

Text

Wera Meyer-Waldeck studierte in den Jahren 1927 bis 1932 unter allen drei Direktoren am Bauhaus Dessau. Ihr Studium begann sie in der Ära Gropius und arbeitete nach dem Vorkurs bei Moholy-Nagy ab April 1927 in der Werkstatt für Tischlerei mit Marcel Breuer als Formmeister und dem Tischler Karl Bökenheide als Werkmeister. Bei letzterem schloss Meyer-Waldeck zwei Jahre später im Frühjahr 1929 einen Lehrvertrag im Tischlerhandwerk ab. Anders als in den Anfangsjahren in Weimar war in Dessau eine Lehrausbildung mit abschließender Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer keine Pflicht mehr. Nachdem das Bauhaus 1926 den Status einer „Hochschule für Gestaltung“ zuerkannt bekommen hatte, konnte die Ausbildung mit einem Bauhaus-Diplom abgeschlossen werden.

Parallel zu ihrer Arbeit und Ausbildung in der Tischlereiwerkstatt besuchte Wera Meyer-Waldeck den Unterricht bei Paul Klee und Oskar Schlemmer und studierte insgesamt vier Semester Architektur – zunächst bei Hannes Meyer und Mart Stam – später dann bei Ludwig Hilberseimer und Mies van der Rohe. Von September 1929 bis April 1930 absolvierte sie auf Empfehlung des Meisterrates ein Praktikum im Büro von Hannes Meyer und Hans Wittwer in Berlin. Dort arbeitete sie an den Planungen für die Bundesschule des ADGB in Bernau mit und entwarf für die Schule einen Großteil der Möblierung und Innenausstattung. Ihr Schreibtisch aus heller Rotbuche mit leicht geneigter, mit dunklem Linoleum bezogener Arbeitsplatte und einer kleinen Schublade für Papier im DIN-Format gehörte zur Standardausstattung der 60 Doppel-Wohnzimmer an der Bundesschule in Bernau. Gleichzeitig war dieser Schreibtisch ihr Gesellenstück mit dem sie ihre Gesellenprüfung Anfang 1932 vor der Handwerkskammer mit dem Prädikat „sehr gut“ ablegte. Ihr Architekturstudium am Bauhaus schloss sie wenige Monate später mit einer Diplomarbeit für eine „Achtklassige Volksschule und Kindergarten” ab und erhielt im Juli 1932 ihr Bauhaus-Diplom.

[NO 2018]

  1. Literatur:
  2. Bauer, Corinna Isabel (2003): Bauhaus- und Tessenow-Schülerinnen. Genderaspekte im Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne, Kassel.
  3. Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung (Hg., 2003): Bauhaus-Möbel: Eine Legende wird besichtigt, Berlin.
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