Ankündigungsblatt für den 8. Bauhaus-Abend: Liederabend Helge Lindberg
Friedl Dicker, 1920
Ab 1920 wurden die Bauhausabende mit Vorträgen, Konzerten und Liederabenden zu einer Tradition am Bauhaus, die unter allen drei Direktoren das Curriculum am Bauhaus ergänzte.
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Bereits im „Programm des Staatlichen Bauhauses in Weimar“ hatte Walter Gropius „interessante Vorträge aus allen Gebieten der Kunst und Wissenschaft“ zum Teil der wissenschaftlich-theoretischen Ausbildung am Bauhaus erklärt. Anfang 1920 begannen die Planungen eines entsprechenden Vortragsprogrammes mit wichtigen Vertretern aus Kunst, Musik, Dichtung und Philosophie. Die Abende sollten „das geistig interessierte Publikum Weimars in unmittelbare Beziehung mit allen wichtigen Fragen und Erscheinungen der Kunst, alter wie moderner, bringen“, „für die Angehörigen des Bauhauses zu einer Quelle ständiger Anregung werden und (...) die Verbindung zwischen der Kunststadt Weimar und allen geistigen Zentren im Reiche fördern.“ – so war in einem Prospekt zu den Bauhausabenden zu lesen (vgl. Bernhard). Bedeutende Namen wie der Kunsthistoriker und Reichskunstwart Edwin Redslob, der Kunsthistoriker Wilhelm Worringer, der Maler und Pädagoge Adolf Hölzel oder die Architekten Bruno Taut und Hans Pölzig waren neben vielen anderen in den darauffolgenden Jahren in Weimar zu Gast.
Den ersten Bauhausabend bestritt am 14. April 1920 die expressionistische Dichterin Else Lasker-Schüler. Diese las aus ihren Werken „Hebräische Balladen und andere Gedichte“, „Der Scheik“ und „Abigail I., Prinz von Theben“ und beeindruckte die Bauhäusler nachhaltig „mit ihren Staccato-Versen“, wie sich Helmut von Erffa erinnerte (vgl. Bernhard). Angekündigt wurde der Abend mit einem Programmblatt, dessen Titel eine Lithografie der Bauhäuslerin Friedl Dicker zierte. Auch die Ankündigungen für den 8. und den 12. Bauhausabend stammten von Dicker: Ein Liederabend des Bach-Sängers Helge Lindberg am 3. Juli 1920 mit Stücken von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel sowie der letzte Bauhausabend des Jahres 1920 am 17. Dezember 1920 mit der Wiener Sopranistin Emmy Heim. Für alle drei Künstler entwarf Friedl Dicker lebendige Lithografien mit expressiv geschwungenen Schriftzügen, die sie mit Verweisen auf den jeweiligen Gast und sein künstlerisches Wirken, wie Säulen und Palmen für Lasker-Schüler oder Noten und Instrumente für Lindberg und Heim, kombinierte.
(NO 2018)
- Literatur:
- Bernhard, Peter (2009): Die Bauhaus-Vorträge als Medium interner und externer Kommunikation, in: Rössler, Patrick (Hg.): bauhaus kommunikation. Innovative Strategien im Umgang mit Medien, interner und externer Öffentlichkeit, Berlin.
- Bernhard, Peter (Hg., 2017): bauhaus vorträge. Gastredner am Weimarer Bauhaus 1919–1925, Berlin.
- Hövelmann, Katharina (2018): Bauhaus in Wien? Möbeldesign, Innenraumgestaltung und Architektur der Wiener Ateliergemeinschaft von Friedl Dicker und Franz Singer, Univ. Diss., Wien.