Titelblattgestaltung für „die neue linie“

Irmgard Sörensen-Popitz, 1931

1929 kam die Zeitschrift „die neue linie“ in den Handel. Ihre unverkennbare visuelle Gestaltung verdankt sie Bauhauskünstlern, wie László Moholy-Nagy, Herbert Bayer und Söre Popitz.

Stiftung Bauhaus Dessau (I 44174) / Depositum: Stöhr, Wilma
Titelblatt für „die neue linie“, Heft August 1931, Gestaltung: Irmgard Sörensen-Popitz.

Text

1929 entschied sich der Verlag Otto Beyer für den Relaunch seiner beliebten Frauenzeitschrift „Frauen-Mode“. Mit einem neuen, erweiterten Konzept wollte der Leipziger Verlag eine Lücke zwischen „traditionell-konservativen Hausfrauenblättern“ und Illustrierten mit der schillernden, jedoch unerreichbaren Welt der Hollywoodstars besetzen. „die neue linie“, wie die überarbeitete Zeitschrift hieß, richtete sich an die moderne,  anspruchsvolle Leserin und bot neben einem Mode-Teil auch Themen aus Kultur und Gesellschaft, wie Reiseberichte oder Beiträge zur neuen Architektur und zum neuen Wohnen, aber auch zu Film, Musik, Theater und Literatur. Damit avancierte „die neue linie“ zu einem wichtigen Organ für die Verbreitung eines neuen Lebensstils.

Für die Gestaltung der neuen Zeitschrift konnte der Beyer-Verlag László Moholy-Nagy gewinnen. Der Kontakt zu Moholy-Nagy und dem Bauhaus kam vermutlich über Irmgard Sörensen-Popitz zustande. Söre Popitz, wie sie sich nannte, hatte 1924/25 am Bauhaus Weimar bei Moholy-Nagy studiert. Anschließend war sie von 1925 bis 1940 für den Leipziger Verlag Otto Beyer tätig. Im Jahr 1929, als Idee und Konzept für „die neue linie“entwickelt wurden, war Söre Popitz im Verlag für die Gestaltung der Zeitschriften zuständig.

Moholy-Nagy entwickelte für „die neue linie“ ein visuelles Konzept und gestaltete die erste Ausgabe. Auch Herbert Bayer, der zu dieser Zeit in Berlin das dorland-studio leitete und mit Moholy in Kontakt stand, war maßgeblich an der Entwicklung des visuellen Konzepts für „die neue linie“ beteiligt. Unverkennbar war die moderne Umschlaggestaltung – meist aus Fotomontagen in Kombination mit gemalten farbigen Flächen – mit ihrem modernen Schriftzug in Kleinschreibung. Das Innere der Zeitschrift gestaltete Moholy im Sinne der Neuen Typografie. Die Gestaltung der Zeitschrift blieb über die Jahre nahezu unverändert.

Bis 1934 – dem Jahr seiner Emigration – gestaltete Moholy insgesamt 10 Umschlagseiten für „die neue linie“; Herbert Bayer gestaltete weitere 26 Umschlagseiten bis er 1938 in die USA ging. Von Söre Popitz stammte die Umschlagseite für die August-Ausgabe 1931, für die sie Bezug auf den Reiseteil des Heftes zu „Südtirol“ mit seinen Bergen nahm. Auch unter den späteren Ausgaben finden sich vereinzelt Umschlaggestaltungen von ehemaligen Bauhäuslern wie Kurt Kranz oder Hannes und Ferdinand Neuner. Im März 1943 wurde „die neue linie“ nach 14 Jahren und 163 Ausgaben eingestellt.

(NO 2018)

  1. Literatur:
  2. Rössler, Patrick (2009): Das Bauhaus am Kiosk: die neue linie 1929–1943, Berlin.
  3. Brüning, Ute / Bauhaus-Archiv Berlin (1995): Das A und O des Bauhauses, Bauhauswerbung: Schriftbilder, Drucksachen, Ausstellungsdesign, Leipzig.
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