Mit dem Bezug des neuen Schulgebäudes in Dessau erhielt das Bauhaus 1926 eine eigene „hausbühne“, obwohl es bereits ab 1921 in Weimar eine Bühnenwerkstatt gab. Nun aber hatte die Bühnenwerkstatt zum ersten Mal Räumlichkeiten für ihre Proben und Auftritte – die meist im Rahmen der Bauhausfeste stattfinden sollten.
Die Bühne im Dessauer Bauhausgebäude war „ursprünglich nur als vortragspodium gedacht und für veranstaltungen kleineren stils vorgesehen“, wie Oskar Schlemmer 1926 vermerkte. Die technische Ausstattung war sehr bescheiden, obwohl eine Bühne im Sinne des Bauhauses etwas anderes hätte vermuten lassen. Räumlich bildete sie das Bindeglied zwischen dem Auditorium und der hinter der Bühne liegenden Mensa, so dass der Raum verändert und die Zuschauer zu beiden Seiten platziert werden konnten. In der ersten Ausgabe der Zeitschrift bauhaus schrieb Oskar Schlemmer: „die tatsache der zwei fronten, keine rückendeckung zu haben, gibt der mitte der bühne eine erhöhte bedeutung und zwingt zu einem raumplastischen spiel, das sowohl körperbewegungsmäßig als auch wort- und tonakustisch neue wirkungen ergibt.“ Diese Erforschung des Raumes und der Bewegung des menschlichen Körpers in ihm lotete Schlemmer mit den Bauhaustänzen aus.
Eine Fotografie des Bauhäuslers Erich Consemüller wirft einen Blick in den durchgehenden Bühnenraum und den Alltag in der Bühnenwerkstatt: „Aus dem Zuschauerraum fotografierend ist es Consemüller gelungen, ein authentisches Bild der Arbeitsatmosphäre in der Bühnenwerkstatt zu überliefern. Im Gegensatz zu den Fotografien der Bühnenszenen, bei denen Anordnung und Pose der Schauspieler oft von Oskar Schlemmer vorgegeben waren, sieht man hier alle Beteiligten ihrer ureigensten Beschäftigung nachgehen: Schlemmer ist im Gespräch mit Werner Siedhoff, einem seiner Schauspieler. Weininger probt am Flügel, Heinz Loew überprüft einen Scheinwerfer und ein neugieriger Außenstehender verfolgt die Geschehnisse.“
[NO 2017]
Es können verschiedene Einstellungen für bauhaus100.de vorgenommen werden.