Lilly Reich
1932–1933 Lehrende am Bauhaus Dessau und Berlin
- Geboren 16.6.1885 Berlin, Provinz Brandenburg (Deutsches Reich) | Deutschland
- Verstorben 14.12.1947 Berlin, Deutschland
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abweichende Schreibweise
Lili Reich
- Tätigkeiten Architektin, Innenarchitektin
Nach einer Ausbildung zur Kurbelstickerin begann Lilly Reich 1908 eine Arbeit in der Wiener Werkstätte bei Josef Hoffmann. 1911 kehrte sie nach Berlin zurück und lernte Anna und Hermann Muthesius kennen. 1912 wurde sie Mitglied und 1920 die erste Frau im Vorstand des Deutschen Werkbundes. Zudem war sie Mitglied der Freien Gruppe für Farbkunst des DWB (Deutscher Werkbund). 1914 beteiligte sie sich an der Ausstattung des „Hauses der Frau“ auf der Kölner Werkbundausstellung. Bis 1924 führte sie ein Atelier für Innenraumgestaltung, Dekorationskunst und Mode in Berlin. Im selben Jahr reiste sie zusammen mit Ferdinand Kramer nach England und Holland zur Besichtigung neuer Siedlungen. Danach führte sie bis 1926 ein Atelier für Ausstellungsgestaltung und Mode in Frankfurt am Main und war als Ausstellungsgestalterin in der Werkbundkommission des Frankfurter Messeamtes tätig.
1926 begegnete sie Ludwig Mies van der Rohe und arbeitete u. a. im Rahmen der Stuttgarter Werkbundausstellung eng mit ihm zusammen (Gestaltung einer Wohnung). 1927 bezog sie ein Atelier und eine Wohnung in Berlin. Mitte 1928 wurden Mies van der Rohe und Reich wohl vor allem aufgrund des großen Erfolgs der Stuttgarter Werkbundausstellung mit der künstlerischen Leitung der deutschen Abteilung der Weltausstellung 1929 in Barcelona beauftragt. Sie gestalteten auch hier einige Ausstellungsbereiche gemeinsam. Ende 1928 begann Mies van der Rohe mit dem Entwurf für Haus Tugendhat im tschechischen Brünn, das 1930 fertiggestellt wurde und neben dem Barcelona-Pavillon ebenfalls als eines der Hauptwerke der modernen Architektur gilt. Die Innenausstattung entstand in Zusammenarbeit mit Lilly Reich.
1932 bekleidete Lilly Reich eine leitende Position am Bauhaus Dessau und Bauhaus Berlin. Im Januar 1932 berief sie der dritte Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe zur Leiterin der Bau-/Ausbauabteilung und der Weberei am Bauhaus Dessau und später am Bauhaus Berlin, wo sie bis Dezember 1932 tätig war.
1934 beteiligte sie sich an der Gestaltung der Ausstellung „Deutsches Volk − Deutsche Arbeit“ in Berlin. Zusammen mit Ludwig Mies van der Rohe erhielt sie 1937 den Auftrag zur Gestaltung der Reichsausstellung der Deutschen Textil- und Bekleidungswirtschaft in Berlin, die dann als Abteilung Textilindustrie im deutschen Pavillon auf der Pariser Weltausstellung 1937 zu sehen war. 1939 reiste sie nach Chicago und besuchte dort Mies van der Rohe. Nach der Rückkehr nach Deutschland wurde sie bei der Organisation Todt (OT) dienstverpflichtet. Nach dem Krieg lehrte sie 1945/46 Raumgestaltung und Gebäudelehre an der Hochschule für Bildende Künste, Berlin. Bis zu ihrem Tod führte sie ihr Atelier für Architektur, Design, Textilien und Mode in Berlin.
- Literatur:
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· Bauhaus-Archiv Berlin (2003): Bauhaus-Möbel. Eine Legende wird besichtigt, Berlin.
· Kerstin Dörhöfer (2004): Pionierinnen in der Architektur. Eine Baugeschichte der Moderne, Tübingen.
· Charlotte Fiell, Peter Fiell (2012): Design des 20. Jahrhunderts, Köln, S. 599.
· Sonja Günther (1988): Lilly Reich 1885–1947, Stuttgart.
· Sonja Günther (2002): Die Innenarchitektin, Designerin und Ausstellungsgestalterin Lilly Reich, in: Britta Jürgs (ed.): Vom Salzstreuer bis zum Automobil: Designerinnen, Berlin.
· Christiane Lange (2006): Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich. Möbel und Räume, Ostfildern.
· Mathilda McQuaid (1996): Lilly Reich, designer and architect. Department of Architecture and Design, New York.
· Winfried Nerdinger (1993): Bauhaus-Moderne im Nationalsozialismus, München.
Lilly Reich
Zeitraum: 5.1.–9.1932
Zeitraum: 10.1932–3.1933
Zeitraum: 1945–46
Schwerpunkt: Dozentin