Liselotte Grschebina
- Geboren 2.5.1908 Karlsruhe, Großherzogtum Baden (Deutsches Reich) | Deutschland
- Verstorben 14.6.1994 Petah Tikva, Israel
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Geburtsname
Liselotte Billigheimer
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abweichende Schreibweise
Liselotte Grjebina
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Eltern
Otto Billigheimer (1879–1916)
Rosalie ‚Rosa‘ Billigheimer, geb. Sichel (1883–1951)
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Geschwister
Hilde Strauß, geb. Billigheimer (1910–1995)
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Ehe mit
Jacob ‚Jasha‘ Gjebin (1906–1989)
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Sohn
Benjamin ‚Beni‘ Gjebin
- Tätigkeit Fotografin
Liselotte Billigheimer wurde am 2. Mai 1908 in Karlsruhe als erstes Kind von Rosa und Otto Billigheimer geboren. Sie studierte ab Mitte der 1920er-Jahre Malerei und Gebrauchsgrafik an der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe (1925–28) und unterrichtete dort im Anschluss selbst Werbefotografie (1929). Im Jahr 1932 machte sie sich als Fotografin selbständig und eröffnete ihr Studio Bilfoto und spezialisierte sich auf Kinder- und Werbefotografie. 1933, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und deren diskriminierender Politik, sah sie sich gezwungen, ihr Geschäft zu schließen und ging nach Danzig. Liselotte Billigheimer heiratete dort den Arzt Jacob Gjebin. Dann verließen sie als Ehepaar mit der Fünften Alija [Einwanderung ins britische Mandatsgebiet Palästina, wörtlich: Aufstieg] Europa und erreichten Tel Aviv im März 1934.
Im gleichen Jahr eröffnete Grschebina mit Ellen Rosenberg, die sie aus Karlsruhe kannte, das Studio Ishon – das im Hebräischen Pupille, Augapfel oder kleiner Mann bedeutet – in der Allenby Straße 62 in Tel Aviv. Bereits zwei Jahre später schlossen sie das Studio wieder, als Rosenberg nach arabischen Aufständen über London in die USA ging. Grschebina übernahm in Folge bis 1947 auch die Position ihrer ehemaligen Geschäftspartnerin als offizielle Fotografin der 1920 in London gegründeten zionistischen Frauenorganisation WIZO [Women’s International Zionist Organization].
1939 schloss sich Liselotte Grschebina mit weiteren Fotografen deutscher Herkunft zum ersten Berufsverband für Fotografen in der Region, der Palestine Professional Photographers Association (PPPA), zusammen. Die Mitglieder unterstützten sich beim Verleih ihrer Fotos ins In- und Ausland und initiierten Ausstellungen. Bis in die 1950er-Jahre fotografierte Grschebina auch für die Palestine Railways, Genossenschaften und Kibbuzim. Mit der Niederlassung ihres Mannes als Arzt in Tel Aviv, gab sie die professionelle Fotografie auf.
Liselotte Grschebina verstarb 86-jährig am 14. Juni 1994 in Petah Tikva. Ihr Leben und Wirken war bis dahin kaum bekannt. Erst nach ihrem Tod entdeckte ihr Sohn Benjamin Gjebin den fotografischen Nachlass seiner Mutter. Im Jahr 2000 überließen er und seine Frau Rina die etwa 1.800 Fotos umfassende Sammlung dem Israel Museum in Jerusalem, das das vorliegende Material dann wissenschaftlich aufarbeite und für Ausstellungen verlieh. Dazu zählten die Teilnahme an „Die Neuen Hebräer. 100 Jahre Kunst in Israel“ (2005) sowie die Retrospektive „Eine Frau mit Kamera: Liselotte Grschebina. Deutschland 1908–Israel 1994“ (2009). [AHo, 2021]
- Literatur:
- Information Center for Israeli Art: Liselotte Grjebina, https://museum.imj.org.il/artcenter/newsite/en/, 11.11.2021.