Otto Bartning

1918 Vorsitzender Unterrichtsausschuss im Arbeitsrat für Kunst

Otto Bartning, Porträt, Foto: unbekannt, um 1923.
Otto Bartning, Porträt, Foto: unbekannt, um 1923. © Bauhaus-Archiv Berlin.
  • Geboren 12.4.1883 Karlsruhe, Großherzogtum Baden (Deutsches Reich) | Deutschland
  • Verstorben 20.2.1959 Darmstadt, BRD | Deutschland

  • Tätigkeiten Architekt, Autor, Architekturtheoretiker

Otto Bartning begann seine Laufbahn 1902 mit einem Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Berlin, das er nach einer ausgedehnten Weltreise 1904–1905 an der Technischen Hochschule Karlsruhe fortsetzte und 1907 abbrach. Noch 1905 hatte er den Auftrag zum Bau einer evangelischen Kirche in Peggau (Steiermark) erhalten. Deshalb eröffnete er in Berlin ein eigenes Bauatelier. Es folgten weitere Kirchenbauten für Diasporagemeinden im Ausland sowie die Errichtung einiger Wohnhäuser in Berlin.
1918 wurde Bartning Mitglied des Arbeitsrats für Kunst, in dem er unter anderem den Vorsitz des Unterrichtsausschusses „Vorschläge zu einem Lehrplan für Handwerker, Architekten und bildende Künstler“ innehatte. Gemeinsam mit Walter Gropius entwickelte Bartning hier die Grundzüge des pädagogischen Programms, das Gropius dann mit dem Bauhaus in Weimar umsetzte. Zudem engagierte sich Bartning in der Novembergruppe, im Vorstand des Deutschen Werkbundes und in der Architektenvereinigung Der Ring. Mit der Publikation „Vom neuen Kirchenbau“ (1919) demonstrierte Bartning sein anhaltendes Interesse an theoretischen und praktischen Fragen moderner Sakralarchitektur, das 1922 im Entwurf für eine vierzehnstrahlige Sternkirche einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Seinen Durchbruch als Architekt feierte er 1928 mit einer anlässlich der Internationalen Presse-Ausstellung (Pressa) in Köln errichteten zweitürmigen Stahlkirche.
Nach der Vertreibung des Bauhauses aus Weimar 1925 wurde Bartning mit dem Aufbau einer Nachfolgeeinrichtung, der Staatlichen Bauhochschule, beauftragt. Diese leitete er von 1926 bis zu ihrer Schließung auf Betreiben der Nationalsozialisten 1930 als Direktor.
Nach seiner Rückkehr nach Berlin widmete sich das Gründungsmitglied der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen wieder verstärkt Fragen des Wohnungs- und Kirchenbaus. Von 1941 bis 1948 leitete Bartning die Bauhütte der Heiliggeist- und der Peterskirche in Heidelberg, wo er 1947 den Vorsitz der dortigen Gruppe des Deutschen Werkbundes übernahm. In diese Zeit fiel auch die Entwicklung eines Typenprogramms für den Bau von Notkirchen (1946–1951) und Gemeindezentren bzw. Diasporakapellen (1948–1953). 1950 wurde Bartning zum Vizepräsidenten des Deutschen Werkbundes ernannt und zum Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod 1959 inne. Entscheidenden Einfluss übte Bartning als Leiter der Technischen Kommission für den Wiederaufbau Helgolands und als Präsidiumsmitglied des Rates für Formgebung 1952 aus. Von 1953 bis 1957 spielte er eine tragende Rolle in den Gremien der Internationalen Bauausstellung (Interbau), in deren Kontext das Berliner Hansaviertel errichtet wurde. Seit 1955 war Bartning in Berlin als Berater für Fragen des Städtebaus tätig. Die Entwürfe für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1958 gestaltete er maßgeblich mit.
Otto Bartning schuf Hervorragendes auf dem Gebiet des evangelischen Kirchenbaus. Zu seinen großen Leistungen gehören unter anderm die Rundkirche in Essen (1929–1930), die Gustav-Adolf-Kirche in Berlin-Charlottenburg (1932–1934) oder die Christuskirche in Bad Godesberg (1953), zudem sein Beitrag zur Errichtung der Siedlungen Berlin-Siemensstadt und Haselhorst.
Die ihm verliehenen Auszeichnungen reichen von der Ernennung zum Ehrendoktor der Theologie an der Universität Königsberg 1924 über die Ehrenmitgliedschaft im westdeutschen P.E.N. 1956 bis zum Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 1953 sowie dem Stern zum Großen Verdienstkreuz 1958.

  1. Literatur:
  2. ∙ Evangelische Gustav-Adolf-Kirchengemeinde in Berlin-Charlottenburg mit der Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau (OBAK) (2009): Die Gustav-Adolf-Kirche in Berlin-Charlottenburg und ihr Architekt Otto Bartning. Festschrift zum 75. Jahrestag der Einweihung, Gifhorn.
    ∙ Chris Gerbing (2001): Die Auferstehungskirche in Pforzheim (1945–1948). Otto Bartnings Kirchenbau im Spannungsfeld zwischen Moderne und Traditionalismus, Regensburg.
    ∙ Roland Günter (2009): Der Deutsche Werkbund und seine Mitglieder 1907 bis 2007, Essen.
    ∙ Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung Berlin (Hg.), Dörte Nicolaisen (1996): Das andere Bauhaus. Otto Bartning und die Staatliche Bauhochschule Weimar 1926–1930, Berlin.
    ∙ Claudia Quiring et al. (2013): Neue Baukunst. Architektur der Moderne in Bild und Buch, Bielefeld.

Otto Bartning

Arbeitsrat für Kunst

Zeitraum: 1918
Schwerpunkt: Vorsitzender des Unterrichtsausschuss

Bauhaus-Umkreis

Zum Seitenanfang