Bauhaus bewegt
Eine performative Raumerkundung
Lässt sich Verständnis für moderne Architektur durch das Medium Tanz vermitteln? Unter der Anleitung der Choreografin Jo Parkes erkundeten die Schüler*innen der Bertolt-Brecht-Oberschule die Zusammenhänge zwischen Raum und Bewegung und entwickelten ihre eigene "Choreografie" der Architektur des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung.
Eine Choreografie für das leere Museum
Was macht ein Museum, wenn die letzte Ausstellung abgebaut ist, die Exponate eingepackt sind und das Haus darauf wartet, saniert und erweitert zu werden? Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung fand eine Antwort: Für einige Wochen im Frühjahr 2018 konnte das Gebäude als "größtes Exponat der Sammlung" kostenlos besichtigt werden. Für die Besucher*innen eine ungewöhnliche Erfahrung, für das Bauhaus Agenten Programm eine Möglichkeit, die Architektur des von Walter Gropius entworfenen Gebäudes zum Thema eines Projekts zu machen.
Überschrift
Oberstufenschüler*innen eines Kurses Darstellendes Spiel erforschten mit der Choreografin Jo Parkes das Haus, untersuchten Zusammenhänge zwischen Raum und Bewegung und entdeckten die Choreografie der Architektur. Jo Parkes schlug als Ausgangspunkt für die performative Raumerforschung die Rampe vor, die neben der charakteristischen Silhouette ein besonderes architektonisches Merkmal des Museumsbaus ist. Sie entwickelte einen "pathway score", eine "Spielanleitung für Bewegungsübungen", für den Weg über die Rampe zum Museumseingang. Aus dieser ersten Sammlung von Bewegungsfolgen entwickelten Schüler*innen, Lehrer*innen und Künstler*innen in vier Projekttagen gemeinsam eine Choreografie als Collage von Reaktionen auf Raum, Licht, Transparenz, Grenzen, Symmetrie, Enge, Weite, Höhe und Tiefe. Die Schüler*innen eigneten sich die großen Ausstellungshallen an, arbeiteten an der Entwicklung und Perfektionierung ihrer Bewegungssequenzen und ließen sich dabei von den Besucher*innen des leeren Museums über die Schulter schauen. Durch die öffentlichen Proben entstand der Eindruck einer Langzeitperformance, die am letzten Projekttag durch eine öffentliche Präsentation vor einem geladenen Publikum ergänzt wurde.
Bertolt-Brecht-Oberschule
Susanne Ellen Kirchesch / projektverantwortliche Lehrerin
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Künstlerische Betreuung
Jo Parkes / Choreografie
Catrin Schmitt / Dokumentation
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März bis April 2018
Friederike Holländer / Bauhaus Agentin
Architekturvermittlung über Bewegung im Raum
Die Lehrerin Susanne Ellen Kirchesch, selbst ausgebildete Sängerin und bühnenerfahren, ermöglichte den Schüler*innen ihres Theaterkurses eine vollkommen neue performative Erfahrung. Die Jugendlichen brachten ihr Interesse an Selbstinszenierung und Performance ein. Die Museumsmitarbeiter*innen wurden mit einer neuen Sicht auf ihre Ausstellungsräume konfrontiert: Die Exponate wurden nicht vermisst, stattdessen wurden die Schüler*innen zu lebenden Skulpturen und ihre Performance zur Ausstellung.
Das Bauhaus Agenten Programm erprobte eine neue und ungewohnte Methode der Architekturvermittlung. Als Ausgangspunkt für weitere experimentelle Raumerkundungen an anderen Orten und als Baustein für die Entwicklung eines Vermittlungsprogramms für das erweiterte Bauhaus Museum in Berlin.
(FH 2018)