Jüdisches Museum Berlin

Jüdisches Museum Berlin, Luftaufnahme, Berlin, Architekt: Daniel Libeskind, 1993–97.
Jüdisches Museum Berlin, Luftaufnahme, Berlin, Architekt: Daniel Libeskind, 1993–97. © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe.

Erbauung

  • 1993 — 1997
  • Daniel Libeskind

Das imposante, gezackte Gebäude des Jüdischen Museums Berlin ist Mahnmal und Kunstwerk zugleich: Daniel Libeskinds dekonstruktivistische Architektur gibt der deutsch-jüdischen Erfahrung Ausdruck und spricht symbolisch von Gebrochenheit und Widerstand. Der heute weltberühmte US-amerikanische Architekt realisierte damit zwischen 1993 und 1999 seinen ersten Neubau. Sein zeichenhafter Entwurf ging 1989 als Sieger eines Wettbewerbs hervor. Er trug maßgeblich dazu bei, dass das Jüdische Museum Berlin nicht wie ursprünglich vorgesehen als Erweiterung des stadtgeschichtlichen Museums, sondern sowohl räumlich als auch konzeptionell als eigenständiges Ausstellungshaus umgesetzt wurde.

Libeskind nannte seinen Entwurf Between the Lines. Dieses Konzept eines Liniennetzes ist bereits im splitterhaften Grundriss des Gebäudes verarbeitet: Er verweist auf Orte jüdischer Kultur in der Stadtgeschichte Berlins. Im Untergeschoss ist der Bau durch schräge, sich kreuzende Achsen gegliedert, die drei wichtige und symbolträchtige Entwicklungslinien jüdischen Lebens in Deutschland darstellen sollen – die Achse der Kontinuität, die Achse des Exils und die Achse des Holocaust.

Ein weiteres zentrales und wiederkehrendes Element sind die sogenannten Voids – hohle Betonschluchten, die das Gebäude vertikal spalten und zu einem Großteil nicht begehbar sind. Sie sollen Museumsbesucher an die Erfahrung der Schoa heranführen und die Leere darstellen, die nach der Vertreibung und Vernichtung jüdischen Lebens zurückblieb. Einsamkeit und Beklemmung vermittelt auch der dunkle Holocaust-Turm, ein isolierter erhöhter Gebäudeteil. Nur durch einen kleinen Schlitz dringt Tageslicht hinein. Libeskind nimmt das Thema der Desorientierung in der scheinbar willkürlichen Gliederung der Fassade aus Titanzink und in der Gestaltung des Gartens des Exils mit seiner schiefen Ebene wiederholt auf.

Der barocke Altbau, früher Berlin Museum, ist unterirdisch mit dem Neubau verbunden und wurde 2007 durch einen Glashof ergänzt. Auch der Umbau der benachbarten ehemaligen Blumenmarkt-Halle mit einem Sheddach von Bruno Grimmek zur Akademie des Jüdischen Museums Berlin wurde 2012 nach Plänen Libeskinds realisiert. In der Architektur des Gebäudeensembles ist die deutsch-jüdische Geschichte innen wie außen symbolisch eingeschrieben. [KM]

Karte

Kontaktdaten und Öffnungszeiten

Adresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9-14
10969 Berlin

Förderformel

Jewish Museum Berlin, Inside, Berlin, Architekt: Daniel Libeskind, 1993–97.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Burkhard Katz, Hamburg.
Jewish Museum Berlin, Inside, Berlin, Architekt: Daniel Libeskind, 1993–97.
Jüdisches Museum Berlin, Berlin-Kreuzberg, Architekt: Daniel Libeskind, 1993–97.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe
Jüdisches Museum Berlin, Berlin-Kreuzberg, Architekt: Daniel Libeskind, 1993–97.

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