Laubenganghäuser
„Volksbedarf statt Luxusbedarf“ – so lautete das sozialreformerische Credo des Schweizer Architekten und zweiten Bauhausdirektors Hannes Meyer. Mit den Laubenganghäusern (1929–30) setzte er seinen Anspruch, soziale Fragen ins Zentrum der Architektur und der Arbeit am Bauhaus zu stellen, beispielhaft um. Die Anlage ist die erste Gemeinschaftsarbeit der Bauabteilung des Bauhauses, die unter Leitung von Hannes Meyer entstand. Seit 2017 zählen die Laubenganghäuser zum UNESCO-Welterbe.
1928 beauftragte die Stadt Dessau das Bauhaus mit der Erweiterung der Siedlung Dessau-Törten. Realisiert wurden fünf dreigeschossige Mehrfamilienhäuser, explizit konzipiert für Arbeiter und Kleinstverdiener. Sie bieten Platz für 90 Wohnungen, die über die namengebenden Laubengänge erschlossen werden. Die offenen Laubengänge erfüllten nicht nur Meyers Grundsatz der Wirtschaftlichkeit, sie hatten auch eine wichtige soziale Funktion: Als Gemeinschaftsbalkone sollten sie nachbarliche Verständigung und Zusammenhalt fördern.
„Gemeinschaft“ ist auch ein wichtiges Stichwort der Entstehungsgeschichte der Häuser: Entworfen und umgesetzt wurden sie im Kollektiv. Beteiligt waren neben Hannes Meyer zwölf Studierende des Bauhauses, unter ihnen Konrad Püschel und Philipp Tolziner.
Die Gestaltung hebt sich von den benachbarten weißen Kuben der von Walter Gropius entworfenen Typenhäusern deutlich ab. Für die Fassaden der Laubenganghäuser kam unverputzter Ziegelstein zum Einsatz. Heller Stahlbeton hebt sich unter den versetzten Fensterreihen von der roten Grundfarbe kontrastreich ab. Auch die unterschiedliche Materialität und Farbgebung der Fensterrahmen, die teilweise in Holz, teilweise in Stahl ausgeführt sind, sorgen für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild.
Mit einem Grundriss von 47 Quadratmetern sind die Dreizimmerwohnungen zwar klein, dafür aber umso effizienter aufgeteilt. Der Anspruch der Platz-, und Kostenersparnis wurde in der für damalige Verhältnisse sehr modernen Ausstattung der sogenannten „Volkswohnungen“ mitgedacht, zu der Zentralheizung, Küche, Bad und WC gehörten. Bis heute sind die Häuser komplett bewohnt. Nach Sanierung der Anlage kann seit 1998 eine Musterwohnung im Rahmen von Führungen besichtigt werden. [KM]
Karte
Legende
- UNESCO Weltkulturerbe
Kontaktdaten und Öffnungszeiten
Adresse
LaubenganghäuserPeterholzstraße 40
06849 Dessau-Roßlau
Die Laubenganghäuser befinden sich in der Peterholzstraße 40, 48, 56 sowie in der Mittelbreite 6, 14 und sind lediglich von außen frei zugänglich.
Die Siedlung Dessau-Törten mit der Musterwohnung in den Laubenganghäusern und dem Stahlhaus ist im Rahmen einer Führung zu besichtigen.
Förderformel
Förderformel
Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie wird gefördert durch das Land Sachsen-Anhalt, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und die Stadt Dessau-Roßlau.