I.G.-Farben-Haus
Seinem ursprünglichen Zweck als Zentralverwaltung für die I.G. Farbenindustrie AG diente das von Hans Poelzig entworfene Gebäude nur 15 Jahre. Im Zweiten Weltkrieg unversehrt, beherbergte das zugleich moderne und monumentale Bauwerk ab 1945 fünfzig Jahre lang die amerikanische Militärverwaltung. Seit 2001 nutzt die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität den nunmehr nach seinem Architekten genannten Poelzig-Bau als Teil des Campus Westend. Trotz eines Umbaus (1998 bis 2001) hat er sein ursprüngliches Erscheinungsbild weitgehend bewahrt.
Die erst 1925 durch einen Firmenzusammenschluss entstandene I.G. Farbenindustrie AG war seinerzeit das viertgrößte Unternehmen der Welt. Für den Bau ihrer Zentralverwaltung erwarb sie ein 14 Hektar großes Grundstück auf dem Grüneburggelände im heutigen Frankfurter Stadtteil Westend und lobte einen beschränkten Wettbewerb aus, den Hans Poelzig im August 1928 gewann. Der Architekt lieferte dem Bauherrn, was sich dieser gewünscht hatte (ein „eisernes und steinernes Sinnbild deutscher kaufmännischer und wissenschaftlicher Arbeitskraft“), jedoch verstand er es auf seine ganz eigene Art, Tradition und Moderne miteinander zu verschränken: Hinter den Fassaden des 250 Meter langen und 35 Meter hohen Hauptgebäudes aus 33.000 Quadratmetern Cannstatter Travertin verbirgt sich eine mit Ziegeln ausgefachte Stahlskelettkonstruktion.
Trotz des gewaltigen Bauvolumens von insgesamt 280.000 Kubikmetern – inklusive Casino und Laborgebäude in einem separaten Bauwerk vis-àvis der Zentralverwaltung – gewährleistete die fortschrittliche Bauweise eine kurze Bauzeit von lediglich zwei Jahren. Den Innenausbau und die hochwertige Gestaltung der Interieurs plante Hans Poelzigs zweite Ehefrau Marlene Moeschke-Poelzig. Die terrassierten Außenanlagen mit Wasserbassin verantwortete Hans Poelzig gemeinsam mit dem Frankfurter Gartenbaudirektor Max Bromme, dem Gärtner Karl Foerster und Künstlern des Bornimer Kreises.
Mit seiner leicht gekrümmten Grundrissfigur, die durch sechs Querflügel gegliedert wird, kaschiert das Hauptgebäude ein wenig seine wahre Größe – ebenso wie mit seinen von unten nach oben abnehmenden Geschosshöhen (von 4,60 auf 4,20 Meter). Die durchlaufenden Fensterbänder verleihen ihm eine Eleganz, die bei einem Gebäude dieser Größenordnung alles andere als selbstverständlich ist – und sie gewährleisten eine natürliche Belichtung aller Räume. Auch in dieser Hinsicht erwies sich Hans Poelzig in Frankfurt einmal mehr als ein Meister der modernen Großform.
[OH]
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