Gauforum Weimar
Erbauung
- 1936 — 1943
- Hermann Gießler
Sanierung
- 2003 — 2007
Das ehemalige Gauforum Weimar ist exemplarisch für den monumentalen Traditionalismus der nationalsozialistischen Architektur. Als Machtzentrale diente es sowohl Propaganda- als auch Verwaltungszwecken. Der Entwurf für die – im Verhältnis zur umgebenden Bebauung – gigantische Anlage, mit deren Bau 1937 begonnen wurde, stammte von Hermann Giesler. Hitler selbst war an den Planungen beteiligt, ebenso Thüringens Gauleiter Fritz Sauckel, der als „Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz“ für die Zwangsdeportation und den Tod europäischer Arbeitskräfte verantwortlich war.
Die rund 40.000 Quadratmeter umfassende Anlage war nicht nur als Partei- und Regierungssitz geplant, sondern sollte außerdem demonstrativ völkischer Ideologie und nationalsozialistischen Ideen von Arbeit, Leistung und Gemeinschaft eine bauliche Gestalt geben. Sie galt als Prototyp für weitere geplante Gauforen in über vierzig Städten in Deutschland, die allerdings nie gebaut wurden. Auch das Weimarer Gauforum blieb unvollendet. Geplant waren ursprünglich fünf Großbauten, zum Teil realisiert wurden drei Verwaltungs- und Repräsentationsbauten für den Reichsstatthalter und Gauleiter, für die Deutsche Arbeitsfront und für Gliederungen der NSDAP, ein Glockenturm, eine große „Halle der Volksgemeinschaft“ mit bis zu 20.000 Stehplätzen – von der aber nur der Rohbau errichtet wurde – und ein zentraler Aufmarschplatz am damaligen Platz Adolf Hitlers.
Der Bau des Gauforums ging mit gewaltsamen städtebaulichen Umplanungen Weimars zur „Gauhauptstadt“ einher. Große Teile der nördlichen Innenstadt und auch Teile der Altstadt wurden abgerissen, der frühere Asbachgrund zugeschüttet. Bis heute sind die Folgen der nationalsozialistischen Einschüchterungsarchitektur im Weimarer Stadtbild ablesbar.
Nach dem Krieg bezog die Sowjetische Militäradministration das Gelände. Danach wurde das ehemalige Gauforum überwiegend von diversen Bildungseinrichtungen genutzt. Seit 1990 dient es als Hauptsitz des Thüringer Landesverwaltungsamts, 1999 wurden Teile der Anlage im Rahmen des Kulturstadtjahrs als Ausstellungsort genutzt. In der ehemaligen Versammlungshalle befindet sich seit 2005 ein Einkaufszentrum.
Eine neue Ausstellung wird ab Herbst 2019 über die Geschichte des Gauforums informieren, 2020 eröffnet eine Dauerausstellung der Gedenkstätte Buchenwald zur NS-Zwangsarbeit. Als zentraler Bestandteil des entstehenden „Quartiers der Moderne“ soll das ehemalige Gauforum zu einem Ort der Erinnerung und der kritischen Reflexion werden. [KM]
Karte
Kontaktdaten und Öffnungszeiten
Adresse
Ehemaliges Gauforum im LandesverwaltungsamtJorge-Semprún-Platz -
99423 Weimar