Altstädter Schule
Otto Haesler zählt – neben Walter Gropius und Hannes Mayer – zu den Wegbereitern des Neuen Bauens. In Celle realisierte er in diesem Stil mehrere wichtige Wohnsiedlungen. Sein bekanntestes Gebäude aber ist die 1926–28 errichtete Altstädter Schule. Der funktionale Bau besitzt eine reduzierte Formensprache und zählt zu den herausragenden Beispielen der Klassischen Moderne. Bereits kurz nach der Eröffnung erregte er international Aufmerksamkeit.
Für den Schulbau wählte Haesler, in dessen Büro gleich mehrere Bauhäusler arbeiteten, eine Stahlskelettbauweise. Das dreigeschossige Gebäude ist nach Nord-Süd ausgerichtet. Es setzt sich aus zwei Seitentrakten mit Klassenzimmern – ehemals nach Mädchen und Jungen getrennt – und einem dazwischenliegenden, niedrigeren Hallenbau zusammen. Im Sinne des Reformgedankens sind alle Klassenräume auf ca. 20 Schüler ausgerichtet und großzügig belichtet. Wegen der etwa 1.800 Fenster wird das Gebäude auch „Glasschule“ genannt.
Das Zentrum der Schule bildet die multifunktionale Sport- und Festhalle, die in der ersten Planung noch als separater Bau vorgesehen war. Sie besaß eine besondere Raumwirkung, die durch ein Oberlichtband aus Luxfer-Glasprismen geprägt war. Das Zusammenspiel aus Tages- und Kunstlicht wie auch die farbige Gestaltung – rote Unterzüge, graue, schwarze und rote Türen – sorgten für einen künstlerisch inszenierten Raumeindruck. Heute ist dieser leider nicht mehr erhalten, da die Wände mit Holz verschalt und die Oberlichter abgedeckt sind.
Auf die Farbgestaltung, für die sich der Maler Karl Völker verantwortlich zeichnet, legte Otto Haesler großen Wert. So fanden sich die Farben der zentralen Halle in den Klassenzimmern in Form von hellgrauen Wandflächen, blauen Vorhängen und roten Türen wieder. Der Haupteingang der schlichten durch Bandfenster geprägten Fassade erhielt mit dem roten Vordach einen Farbakzent.
Das Gebäude wurde seit der Eröffnung fast durchgängig als Schule genutzt. Heute ist es durch zahlreiche Umbauten und Anpassungen jedoch stark verändert. Geplant sind daher eine umfassende Sanierung und die Wiederherstellung des ursprünglichen Festsaals. [KS]