Kaum eine Disziplin, die so spät zum regulären Unterrichtsfach wurde, war am Bauhaus so präsent wie die Fotografie. John Grimes, emeritierter Professor des aus dem New Bauhaus hervorgegangenen Institute of Design und Experte für die Entwicklung computergestützter digitaler Bildverarbeitung, skizziert 100 Jahre Begeisterung fürs Bildermachen – von Dessau nach Chicago, von der Dunkelkammer bis zur Cloud.

Irena Blühovás Hang zur Sozialfotografie professionalisiert sich während ihres Studiums am Bauhaus. Sie konzentriert sich auf die Portraitaufnahme – wohl ein Einfluss des Lehrers Walter Peterhans.

Etel Fodor-Mittag verfolgte in ihren ab 1929 entstandenen Portraitfotografien die extremen Sichtweisen des Neuen Sehens, die zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt gefunden hatten.

Am Bauhaus entstanden bereits 1928, ein Jahr vor Gründung der Fotoklasse, erste semiprofessionelle Aufnahmen von Etel Fodor-Mittag, darunter ein ironisches Stillleben, in welchem eine Spielzeugpistole drei Zuckerstückchen in Richtung eines Wasserglases abschießt.

Ein Foto aus Horacio Coppolas Zeit am Berliner Bauhaus ist die Detailaufnahme einer Feder, die auf einer Art Baumwollstoff platziert ist. Die gebogene Struktur des Federkiels und die dezidierte Ausleuchtung und Belichtung der Daunen erzielen eine Assoziation mit vollkommener Weichheit und Geborgenheit.

Horacio Coppolas Fotografien sind direkte Resultate aus dem Unterricht Peterhans: Stillleben, die unterschiedliche Textilien und Texturen analysieren, sie in unverhoffte Verbindung bringen, ergänzt durch ironische Titel. So die Fotografie „Winter Hilfe“ von 1932, in der Coppola die in der kalten Jahreszeit essentiellen Kleidungsstücke so anordnet,  dass sie ein Portrait ergeben.

Dieses Fotografie der Bauhaus-Studentin Etel Fodor-Mittag wurde von der Firma I.G. Farben als Werbefoto ausgewählt und als Werbebild in einem Magazin veröffentlicht.

Der Schwerpunkt Walter Peterhans Unterricht lag auf den technischen, chemischen und optisch-physikalischen Aspekten des Mediums Fotografie, deren Kenntnis er als Voraussetzung für die Umsetzung künstlerischer Entwürfe betrachtete.

Die wie ein Stillleben inszenierte Fotografie weist kaum porträthafte Züge auf, sondern handelt vielmehr vom Spiel von Licht und Schatten auf den verschiedenen Oberflächen und Strukturen sowie dem eigenartigen Kontrast zwischen der Geschmeidigkeit des Haars und der Steifheit der Stoffbahnen.

Bis heute zählt die Bauhaus-Tapete zu den erfolgreichsten Produkten, die in Serie ging. Neben klaren Strukturen und matten Oberflächen, zieren auch abstrakte und verspielte Muster die Wandverkleidung, wie der extravagante Tapetenentwurf von Elsa Thiemann.

Von der Begeisterung für das Fußballspiel mitgerissen, prallen zwei Bauhäusler, Xanti Schawinsky und Erich Consemüller, vor der Kulisse des Bauhaus-Gebäudes mit Macht zusammen. Das Gesetz der Schwerkraft scheint außer Kraft gesetzt zu sein, als der Auslöser der Plattenkamera betätigt wird.

Für sein Selbstporträt aus dem Jahr 1932 bediente sich der Fotograf Herbert Bayer beim Surrealismus, er experimentierte er mit ungewöhnlichen Perspektiven und Detailausschnitten.