EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN

Es
 war 
einmal...

Im
 West‐Berlin
 um
 1980
 empfanden
 viele
 junge
 und
 kreative
 Menschen
 den
 Ausnahmezustand
 als 
Normalität,
in
 dem
 deshalb
 auch 
alles 
möglich
 schien.


Als 
Blixa 
Bargeld
 gefragt 
wird,
 ob 
er 
am 
1. 
April 
1980
 im 
Moon
Club 
spielen 
will,
erfindet
 er
 die
 Band
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN,
 sagt
 zu
 und
 ruft
 dann
 ein
 paar
 Freunde
 an:
 die
 Erstbesetzung
 der
 Band
 besteht
 aus
 denen,
 die
 an
 dem
 Abend
 gerade
 Zeit
 haben:
 Blixa
 Bargeld,
 Gudrun
 Gut,
 N.U.Unruh
 und 
Beate
Bartel.


1981
 begeben
 sich
 Blixa
 Bargeld,
 NU
 Unruh
 und
 FM
 Einheit
 in
 ein
 Tonstudio
 um
 eine
 „unhörbare“
 Platte
 aufzunehmen:
 Kollaps
 ist
 ein
 Frontalangriff
 auf
 die
 damaligen
 vom
 Mainstream
 abgestumpften
 Hörgewohnheiten.
 Das
 Instrumentarium
 besteht
 u.a.
 mangels
 finanzieller
 Möglichkeiten,
 aus
 „gefundenen“
 und
 selbstgebauten
 Objekten
 aus
 Stahlblechen,
Bohrmaschinen,
Hämmern,
einer
Nicht‐Stimme,
die
deutschen
Wortfetzen
 einen
 Text
 entreißt
 und
 einer
 professionellen
 Studiotechnik,
 die
 konsequent
 gegen
 ihre
 eigentliche
technische
Bestimmung
eingesetzt
wird.


Mit
 dieser
 originären
 Mischung
 wird
 das
 Konstrukt
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN
 zu
 einer
 der
 wenigen
 deutschen
 Bands,
 die
 international
 einen
 echten
 Impuls
 aussendet
 und
 auf
 zahlreiche
 andere
 Bands
 und
 Kunstgenres,
 von
 Tanztheater
 zu
 Bildender
 Kunst
 und
auch
Film
‐von
Schlingensief
bis
Tarrantino‐
,
bis
heute
inspirierend
wirkt.


In
 der
 Folge
 sind
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN,
 inzwischen
 bestehend
 aus
 Blixa
 Bargeld,
 NU
 Unruh,
 FM
 Einheit,
 Alexander
 Hacke
 und
 Mark
 Chung,
 1982
 überraschend
 zur
 documenta
 7
 in
 Kassel
 eingeladen,
 und
 1986
 dann
 als
 deutscher
 Beitrag
 zu
 der
 Biennale
 Paris
 auf
 der 
EXPO
 in 
Vancouver, 
Kanada.


Bedingt
 durch 
ihre 
originäre 
und 
radikale 
Neudefinition 
von
 dem
 Begriff
 Musik
erfolgen
 ungewöhnliche
 und
 richtungsweisende
 Kooperationen
 wie
 mit
 dem
 japanischen
 Regisseur
 Sogho
 Iishi,
 der
 während
 einer
 Japan
 Tournee
 1985
 in
 einer
 leerstehenden
 Fabrikhalle
 in
 Tokio
 mit
 einem
 Butoh‐Tanz‐Ensemble
 den
 Film
 „1⁄2
 Mensch“
 mit
 den
 Stücken
 ihres
 gleichnamigen
 Albums
 dreht
 (1986
 dt.
 Premiere
 auf
 der
 Berlinale),
 sowie
 die
 Zusammenarbeit
 mit
 Peter
 Zadek
 („Andi“,
 Deutsches
 Schauspielhaus
 Hamburg
 1987)
 oder
 mit
 Werner
 Schwab
 („Faust...“
 Hans
 Otto
 Theater,
 Potsdam
 1994).
 insbesondere
 jedoch
 mit
 dem
 bedeutendsten
 deutschen
 Nachkriegsdramatiker
 Heiner
 Müller
(Bildbeschreibung,
1988,
Hamletmaschine,
1990).



Mit
 dessen
 dramaturgischer
 Mitarbeit
 und
 auf
 Einladung
 von
 Erich
 Wonder
 entsteht
 auch 
eine
 der
 legendären
„Site‐specific
 performances“,
 die
 durchgehend
 zu 
einer 
Nebenkonstante
 im
 Werk
 der
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN
 gehören.
 „Im
 Auge
 des
 Taifun“
 findet
 1992
 zur
 300
 Jahr
 Feier
 der
 „Akademie
 der
 Künste
 zu
 Wien“
 statt
 und
 beschallt
 die
 Wiener
 Ringstraße
 mit 
einem 
umgebauten
 gläsernen
Truck,
 der 
von 
Huskys 
gezogen
 wird.



Die
 Aufführung
 von
 „Concerto
 for
 Voice
 and
 Machinery“
 1984
 im
 Institute
 of
 Contemporary
 Arts
 in
 London
 hinterlässt
 so
 nachhaltigen
 Eindruck,
 dass
 sie
 2007
 in
 einer 
rekonstruierten
 Performance
 von 
Jo
 Mitchell
 wieder
aufgeführt
 wird.


Eine
 weitere
 „Site‐specific
 performance“
 fand
 1984
 in
 der
 Mojave
 Wüste
 statt,
 1986
 folgte
 eine 
im 
„Goldenen
 Saal
 der
 Zeppelintribüne“
 (ehemaliges
 Reichsparteitagsgelände
 Nürnberg),
 und
 1989 
bei 
Fiat 
Lingotto, 
dem 
ehemaligen 
Fiat‐Werk
 in 
Turin.


1994
 verlassen
 Mark
 Chung
 und
 F.M.
 Einheit
 die
 Band,
 ab
 1997
 stoßen
 Jochen
 Arbeit
 und
 Rudolf
 Moser
 hinzu,
 bis
 2013
 bei
 Live
 Konzerten
 zusätzlich
 ergänzt
 durch
 Ash
 Wednesday,
 ab 
2014 
dann 
durch 
Felix 
Gebhard.


In
 den
 Jahren
 2001
 bis
 2008
 entwickelt
 die
 Band
 eine
 Internet‐basierte,
 von
 jeglicher
 Musikindustrie
 unabhängige
 Produktionsplattform,
 das
 sogenannte 
„Supporter“‐Projekt
 das
 einen
 enormen
 Output
 an
 Veröffentlichungen
 ermöglicht
 und
 sie
 damit
 zu
 den
 Erfindern
 des
 heute 
allgegenwärtigen 
„Crowdfunding“
 macht.



2004
 lassen
 die
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN
 den
 kurz
 vor
 dem
 Abriss
 stehenden,
 bereits
 entkernten
 „Palast
 der
 Republik“
 der
 ehemaligen
 DDR
 „erklingen“,
 mit
 Einbindung
 eines 
Chores
 von 
100
 Stimmen.


Als
 sich
 im
 Jahr
 2012
 der
 100.
 Todestag
 John
 Cages
 jährt,
 werden
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN
 gleich
 in
 zwei
 bedeutenden
 Ausstellungen
 eingeladen,
 diesem
 Tribut
 zu
 zollen.
 Videoclips
 der
 Band
 werden
 bei
 „A
 House
 full
 of
 Music“
 in
 der
 Mathildenhöhe
 in
 Darmstadt
 und
 in
 der
 preisgekrönten
 Ausstellung
 „Sounds
 like
 Silence“
 des
 HMKV
 im
 Dortmunder
 U
 gezeigt.
 Für
 die
 Akademie
 der
 Künste
 in
 Berlin
 verfasst
 Blixa
 Bargeld
 einen
 Katalog‐Beitrag
 für
 deren 
Ehrung 
John
 Cages.


Ab
 dem
 Jahr
 2014
 wird
 EINSTÜRZENDE
 NEUBAUTEN
 selber
 eine
 Anerkennung
 durch
 eine 
vom 
Goethe‐Institut
 veranstaltete,
 weltweit
 tourende
 Wander‐Ausstellung 
„Geniale
 Dilletanten“
 über
 die
 deutsche 
Kunst
 der
 80er
 Jahre, 
zuteil.



Im
 Auftrag
 der
 Region
 Flandern
 komponieren
 die
 EINSTÜRZENDEN
 NEUBAUTEN
 ein
 musikalisches 
Werk
 zum
 Ausbruch
 des
 ersten
 Weltkrieges 
und
 veröffentlichten 
dazu
 ein
 Album
 “LAMENT“,
 das
 am
 8.November
 2014
 in
 Diksmuide,
 Belgien,
 dem
 100.
 Jahrestag
 des
 Ausbruchs,
 mit
 einer
 speziell
 konzipierten
 Performance
 uraufgeführt
 wird.
 Die
 Performance
 ist
 zugleich
 der
 künstlerische
 Auftakt
 der
 Veranstaltungsreihe
 "Gegen
 das
 Vergessen:
Gone
West
‐
die
Zerstörung
von
Diksmuide
1914‐2014“.

Album
 und
 
 Live‐Performance
 wurden
 weltweit
 mit
 überwältigender
 Resonanz
 aufgenommen
 und
 enthusiastisch
 gefeiert.
 Daher
 wurden
 EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN eingeladen, das Werk zum Abschluss dieser besonderen Gedenkfeierlichkeiten in 2018 nochmals in Flandern aufzuführen, dieses Mal in Ypern, einem Gedenkort für das Leid des 1.Weltkriegs.



In
 2016
 kam
 das
 erste
 heißersehnte
 „Greatest
 Hits“
 –
 Album
 der
 Band
 heraus,
 das
 natürlich
 mit
 einem
 ironischen
 Augenzwinkern
 zu
 verstehen
 ist
 und
 einen
 Querschnitt
 über
mehr
als
35
Jahre
Band‐Oeuvre
enthält.


Den nimmermüden Entdeckergeist indes treibt noch immer das gleiche, heiß lodernde Verlangen an: Die EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN forschen weiter auf ihrer ewigen Suche nach dem noch unentdeckten Geräusch.

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