MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

Wo?

Berlin, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin

Wann?

12.10.2018 - 03.03.2019

Was?

Ausstellung

Die Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. stellt erstmalig den enormen Einfluss des ehemaligen Brücke-Künstlers und Expressionisten Otto Mueller (1874–1930) in den Mittelpunkt.

Der Maler lehrte länger als zehn Jahre an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau, die seinerzeit zu den fortschrittlichsten Kunstschulen in Europa zählte. Vor allem seit den 1920er Jahren – durch die zahlreichen Neuberufungen des damaligen Direktors Oskar Moll – genoss die Breslauer Akademie den Ruf von Weltoffenheit und Liberalität. Hier standen gleichberechtigt die vielfältigen Strömungen der modernen Malerei nebeneinander: der Expressionismus mit Otto Mueller, die französische Peinture der Académie Matisse mit Oskar Moll, die Neue Sachlichkeit mit Alexander Kanoldt und Carlo Mense sowie das Bauhaus mit Oskar Schlemmer, Georg Muche oder Johannes Molzahn.

Das Hauptaugenmerk der Ausstellung gilt der Malerei der Moderne: Otto Mueller und sein Netzwerk erlebten in Breslau eine schöpferische Phase, die sie angeregt durch Austausch und gegenseitige Einflussnahme als höchst produktiv beschrieben. Ersichtlich wird diese Beeinflussung der Maler-Kollegen untereinander durch thematische Übereinstimmungen und andere Querverweise: in Gemälden, Arbeiten auf Papier, schriftlichen Äußerungen oder Fotografien. Vor allem der charismatische, von Sehnsucht und Freiheitsdrang getriebene Otto Mueller hatte maßgeblichen Einfluss auf die Breslauer Kunstszene. Ein ‚Romantiker‘ und sogar ein ‚Magier‘ soll Otto Mueller nach Aussagen seines unmittelbaren Umfeldes, darunter auch Kunstkritiker und Schriftsteller, gewesen sein. Carl Hauptmann setzte ihm bereits in der Künstlerbiografie „Einhart der Lächler“ (1907) ein Denkmal – damit leistete der Dichter seinen entscheidenden Beitrag für die Grundsteinlegung eines ‚Künstler-Mythos‘.

Muellers auffällige Erscheinung und sein unbürgerlicher Lebenswandel übten eine enorme Faszination auf seine Schüler und Schülerinnen an der Akademie aus. Sie schätzten dessen vollkommene Hingabe an die Kunst, dessen unkonventionelle Lehrmethode und Humor. Einige seiner Schüler – wie Alexander Camaro oder Horst Strempel – gingen von Breslau aus nach Berlin und erlebten hier den Höhepunkt ihrer Maler-Karrieren.

Eine Besonderheit des kuratorischen Konzeptes von MALER. MENTOR. MAGIER. ist das Prinzip des ‚Gastes’: gemeint sind hiermit ausgewählte Bilder, durch die spotlightartig, epochenübergreifend und interkulturell, insbesondere im deutsch-polnischen Kontext, auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede verwiesen werden kann. Das Einbeziehen ‚Polnischer Expressionisten’ ermöglicht einmalige Sehvergleiche und neue Zusammenhänge, zugleich verschränken sie die deutsch-polnische Ausrichtung dieser Ausstellung.

Die immense Wertschätzung von Otto Muellers Wirken – aus der Perspektive seines Künstlernetzwerks – reicht bis in die Nachkriegsmoderne: Ein wichtiges Kapitel deutsch-polnischer Kunstgeschichte wird unter besonderer Berücksichtigung der Wechselbeziehung zwischen den Städten Berlin und Breslau/Wrocław neu erzählt.

Denn auch die Beziehungen zwischen der Nationalgalerie in Berlin und dem ehemaligen Schlesischen Museum der bildenden Künste in Breslau (heute Muzeum Narodowe in Wrocław) waren durch intensiven Austausch und Zusammenarbeit charakterisiert. Paradigmatisch ist die Otto-Mueller-Gedächtnisausstellung, die 1931 – kurz nach dem Tod des bedeutenden Expressionisten – durch Direktor Erich Wiese in Breslau initiiert und noch im gleichen Jahr von Ludwig Justi, Direktor der Nationalgalerie, als Gedenk-Ausstellung nach Berlin übernommen wurde.

Die aktuelle Schau MALER. MENTOR. MAGIER. nimmt den umgekehrten Weg. Erarbeitet in Berlin, wird sie danach in modifizierter Form in Breslau/Wrocław zu sehen sein. In Berlin setzt die Ausstellung die Folge von Präsentationen zur Klassischen Moderne fort, die während der Sanierung der Neuen Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin gezeigt wurden: „Die schwarzen Jahre. Geschichten einer Sammlung. 1933–1945“, „Ernst Ludwig Kirchner. Hieroglyphen“ und „Rudolf Belling. Skulpturen und Architekturen“.

Zur Ausstellung erscheint ein gleichnamiger, umfangreicher Katalog im Kehrer Verlag, der von deutschen und polnischen Wissenschaftler*innen erarbeitet wurde. Herausgegeben von Dagmar Schmengler, Agnes Kern und Lidia Głuchowska. Zwei separate Sprachausgaben (deutsch und polnisch) sind ab Oktober 2018 erhältlich.
Der Katalog wird realisiert durch: ZEIT-Stiftung, Ernst von Siemens-Kunststiftung

Künstler*innenliste:
Jankel Adler, Alexander Archipenko, Isidor Aschheim, Henryk Berlewi, Alexander Camaro, Johnny Friedlaender, Grete Jahr-Queißer, Alexander Kanoldt, Ernst Ludwig Kirchner, Ludwig Peter Kowalski, Margarete Kubicka, Stanisław Kubicki, Wilhelm Lehmbruck, Carlo Mense, Oskar Moll, Marg Moll, Johannes Molzahn, Georg Muche, Otto Mueller, Żdzisław Nitka, Oskar Schlemmer, Willy Schmidt, Horst Strempel, Heinrich Tischler, Witkacy, u.a.

Mehr Informationen

Rahmenprogramm

  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    02.11.2018 | 19:00

    Das Hölzerne Theater (1946). Alexander Camaro und die Bühne

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Vortrag / Lesung Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    22.11.2018 | 18:00

    ZWISCHEN ERFÜLLUNG UND ERNÜCHTERUNG – JÜDISCHE LEBENSWELTEN IM BRESLAU DES 20. JAHRHUNDERTS

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Vortrag / Lesung Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    24.11.2018 | 19:00

    „WORTE, DIE WEITERLEBEN“

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Konzert / Musical / Oper Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    29.11.2018 | 18:00

    OTTO MUELLERS SCHÜLER UND SCHÜLERINNEN DER BRESLAUER AKADEMIE UND DIE NACHKRIEGSMODERNE

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Vortrag / Lesung Berlin
  • 12.12.2018 | 18:00

    NETZWERKE DER MODERNE - ADOLF RADING UND HANS SCHAROUN AN DER BRESLAUER KUNSTAKADEMIE

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Vortrag / Lesung Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    16.12.2018 | 18:00

    VON DER MODERNE BIS IN DIE GEGENWART– EINE MUSIKALISCHE REISE DURCH SCHLESIEN

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Konzert / Musical / Oper Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    25.01.2019 | 19:00

    MIT ANDEREN AUGEN SEHEN – DIKHAS AVREN JAKHENCA

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Ausstellung, Vernissage Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    31.01.2019 | 18:00

    „HALLO. HIER WELLE ERDBALL!“ – DIE „SCHLESISCHE FUNKSTUNDE“ IN BRESLAU ALS AVANTGARDE DER RUNDFUNKGESCHICHTE

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Vortrag / Lesung Berlin
  • Otto Mueller: Selbstbildnis mit Pentagramm, um 1924 / Leimfarbe auf Rupfen, 120 x 75,5 cm / Von der Heydt-Museum Wuppertal
    21.02.2019 | 18:00

    „BRESLAU! ...ICH BIN VORLÄUFIG OPTIMIST.“ - OSKAR SCHLEMMER UND SEINE KORRESPONDENZ MIT OTTO MEYER-AMDEN

    Begleitprogramm zur Ausstellung MALER. MENTOR. MAGIER. Otto Mueller und sein Netzwerk in Breslau

    Vortrag / Lesung Berlin

Adresse

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin, Deutschland

Anfahrt mit dem ÖPNV

S+U Hauptbahnhof: U-Bahn U55 S-Bahn S5, S7, S75 Tram M5, M8, M10 Bus TXL, 120, 123, 142, 147, 245, M41, M85, N20, N40

  • Stufenloser Zugang zum Veranstaltungsort und zu den Veranstaltungsräumen
  • Breite Türen (mindestens 90 cm, Türschwellen maximal 2 cm)
  • Rollstuhlgerechte Sanitäranlagen
  • Barrierefrei mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu erreichen

Förderformel

Eine Ausstellung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, in Zusammenarbeit mit der Alexander und Renata Camaro Stiftung Die Ausstellung wird gefördert durch: Freunde der Nationalgalerie, Hauptstadtkulturfonds, Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens-Kunststiftung, Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, Stiftung Preußische Seehandlung

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