Deutsches Hygiene-Museum Dresden
Das Deutsche Hygiene-Museum, zwischen 1927 und 1930 in Dresden errichtet, weist sowohl Anklänge der Neuen Sachlichkeit als auch klassizistische Elemente auf. Geschuldet ist dies dem Architekten Wilhelm Kreis, der eine Neigung zum Repräsentativen und Monumentalen hatte. Zwar orientierte auch er sich am damals Einzug haltenden Stil des Neuen Bauens, folgte aber zugleich einer traditionsverbundenen Architekturauffassung.
Das Museum liegt am Rand des Großen Gartens in der Verlängerung von dessen Mittelachse und setzt sich aus mehreren streng gegliederten Kuben und Höfen zusammen. Ein hoher Mittelbau bildet mit Fensterfront und vorgestellten Pfeilern den imposanten Eingang. Er wird von zwei versetzt angeordneten Kopfbauten flankiert, wodurch ein Ehrenhof als Vorplatz entsteht. Die Ausstellungstrakte schließen sich hinter der verglasten Eingangshalle an und bilden mit dieser einen großen Innenhof.
Das Museum entstand 1912 auf Initiative des Industriellen und Odol-Fabrikanten Karl August Lingner, der eine „Stätte der Belehrung“ schaffen wollte, die der Bevölkerung Wissen zu Anatomie, Hygiene und gesunder Lebensführung vermittelt. Den Bau des Museums erlebte er nicht mehr. Das monumentale Gebäude wurde 1930 im Rahmen der II. Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden eröffnet.
Stets auf dem neusten Stand der Wissenschaft förderte das Museum während der Weimarer Republik die Demokratisierung des Gesundheitswesens. Größte Attraktion war der „Gläserne Mensch“, der noch heute als Teil der umfassenden Sammlung zu sehen ist. Nach 1933 stellte sich das Museum als Propagandainstitution in den Dienst der nationalsozialistischen Rassenideologie. Ein Ende wurde dem mit den Luftangriffen von 1945 gesetzt, die das Museum schwer beschädigten. Der schnelle Wiederaufbau erfolgte zur Zeit der DDR, jedoch zu großen Teilenohne Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte.
Mit der Sanierung und Modernisierung durch Peter Kulka von 2002 bis 2010 wurde das Museum weitgehend in den Originalzustand zurückversetzt und zugleich an die Bedürfnisse eines modernen Museumsbetriebs angepasst. Seither erstrahlt der monumentale Bau wieder im kühlen Weiß wie zu seiner Anfangszeit. Die Ausstellungen und Veranstaltungen des Museums beschäftigen sich heute mit Themen aus Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft. [KS]