Stadtbibliothek
Erbauung
- 1929 — 1931
- Karl Elkart, Hans Bettex
Erweiterung
- 1956
Erweiterung
- 1974
Erweiterung
- 2003
Die hannoversche Stadtbibliothek mit ihrem charakteristischen Eckturm ist eine der ältesten Bürgerbüchereien in Deutschland. Das stadtbildprägende Gebäude am Ende der Blickachse der Georgstraße wurde zwischen 1929 und 1931 von Stadtbaudirektor Karl Elkart und dem Architekten Hanns Bettex realisiert. Mit ihrer markanten Ziegelfassade ist die Bibliothek ein typisches Beispiel des sogenannten Backsteinexpressionismus.
Da am vorgesehenen Standort in der Südstadt nur ein kleines Grundstück zur Verfügung stand, ordneten Elkart und Bettex die Funktionen des Gebäudes übereinander an: Über die Lese- und Verwaltungsräume setzten sie ein fünfgeschossiges Magazin mit vertikalen Fensterbändern. Mit seinen insgesamt zehn Etagen war der Turm das erste Bibliothekshochhaus in Europa. Die Stahlkonstruktion im Inneren wird an der Außenfassade mit vertikalen Mauerblenden angedeutet.
Das markante Backsteingebäude entstand im Stil der „Roten Moderne“. Gleichsam als Gegenentwurf zur neuen Sachlichkeit des Bauhauses setzten Architekten wie Bettex auf eine neue, ornamentale Formensprache mit rauen, kantigen Elementen. Ziegel und hart gebrannte Klinker mit ihrer charakteristischen Oberfläche und einer reichen Farbvielfalt von Braun über Rot bis Violett ließen die Fassaden lebendig erscheinen. Besonders in größeren Städten Norddeutschlands und im Ruhrgebiet, aber auch in den Niederlanden entstanden Bauten in diesem Stil.
Das Gebäude steht gleichzeitig für die Ambivalenz des NS-Regimes im Umgang mit der Moderne: Stadtbaurat Elkart war als Mitglied der SS (seit 1933) unter anderem aktiv an der Deportation von Juden beteiligt. Die Stadtbibliothek wurde von 1943 bis 1945 zum Sitz der Gestapo-Leitstelle Hannover umfunktioniert.
Nach dem Krieg erhielt das Gebäude seine alte Funktion zurück und bekam 1956 einen ersten Erweiterungsbau. Nach amerikanischem Vorbild wurde die Bibliothek in eine Freihandbücherei umgewandelt, die in Fachbereiche gegliedert ist. In den Jahren 1974 und 2003 wurde sie erneut erweitert. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz. [DB]